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Pas de deux von Pierrot und Harlekin: Erfahren Sie mehr über Max Pechsteins „Russisches Ballett“

Max Pechstein
„Russisches Ballett“. 1909
Öl auf Leinwand. 100 × 100 cm.
Verkauft für 2.425.000 EUR (inkl. Aufgeld)

Los 9: Auktion Ausgewählte Werke am 2. Juni, 18 Uhr

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Max Pechsteins „Russisches Ballett“, gemalt 1909 auf dem Höhepunkt des Brücke-Expressionismus, ist eines der herausragenden Highlights der Auktion Ausgewählte Werke vom 2. Juni 2022 in Berlin. Das marktfrische Gemälde befindet sich seit über 65 Jahren in Privatbesitz und wurde in den letzten Jahrzehnten in zahlreichen Museumsausstellungen präsentiert, unter anderem im Brücke-Museum, der Berlinischen Galerie, dem Staatlichen Puschkin-Museum für Bildende Künste in Moskau, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Neue Nationalgalerie in Berlin.

„Noch nie wurde ein vergleichbares Gemälde des Künstlers auf dem deutschen oder internationalen Markt angeboten. Die Art und Weise, wie sich hier Malerei und Tanz in großer Leidenschaft verbinden, macht das „Russische Ballett“ zu einem Symbolbild für den Aufbruch in eine neue Epoche.“

Dr. Markus Krause, Geschäftsführer und Partner Grisebach, Experte für Moderne Kunst

In den Jahren kurz nach 1900 gleicht die kulturelle Topografie Europas einer Landschaft kurz vor dem Vulkanausbruch. Es brodelt und rumort in den Künsten. Überall bricht sich eine Befreiung aus den Konventionen herkömmlicher Ausdrucksformen Bahn. Paris und Berlin waren die Kunstmetropolen Europas dieser Zeit. So ist es kein Zufall, dass die Entstehung des Expressionismus und die Entwicklung des modernen Tanzes zeitlich zusammenfallen. 1909 rief Sergej Diaghilew in Paris die berühmten „Ballets Russes“ ins Leben, mit denen er das althergebrachte klassische Ballett überwand und in die Darstellung von Expressivität und Emotionen überführte. Max Pechstein, der einzige der Brücke-Künstler, der selbst in Paris gelebt hatte, war wie seine Zeitgenossen elektrisiert. Zeitgleich mit der Entstehung der „Ballets Russes“ malte er seine Version des „Russischen Balletts“, ein Pas de deux zwischen Harlekin und Pierrot, der eine forsch und auftrumpfend, der andere schüchtern und unbeholfen. Die Farbkomposition, die Pechstein wählte, unterstreicht die Gegensätze: Rot und Grün bilden einen Komplementärkontrast, das schneeweiße, „unschuldige“ Kostüm des Pierrot findet seinen Widerpart im schreiend bunten, geometrisch gemusterten Dress des Harlekin, der auch noch eine dämonisch wirkende Maske trägt.

Für den Pierrot und den Harlekin ist der Auftritt ein lustvolles Spiel – und diese Lust spürt man auch bei Max Pechstein, der hier in großer Freiheit, mit virtuoser Dynamik, außerordentlicher farblicher Raffinesse und psychologischem Einfühlungsvermögen ein Hauptwerk seines ein halbes Jahrhundert umfassenden Gesamtoeuvres geschaffen hat. „Russisches Ballett“ von 1909 ist zweifellos ein Gemälde von erstrangiger Museumsqualität.