Ludwig Meidner
Bernstadt 1884 – 1966 Darmstadt
Zerstörung einer Stadt. 1914/15
Rohrfeder und Tusche über Bleistift auf Papier. 36,3 × 47 cm. (14 ¼ × 18 ½ in.) Unten signiert und datiert: Ludwig Meidner Dezember 1914 Januar 1915. [3066] Gerahmt
ProvenienzPrivatsammlung, Nordrhein-Westfalen (vom Künstler erworben, seitdem in Familienbesitz)
EUR 35.000 – 45.000
USD 41,200 – 52,900
Verkauft für:
43.750 EUR (inkl. Aufgeld)
AusstellungLudwig Meidner. Recklinghausen, Kunsthalle; Berlin, Haus am Waldsee; Darmstadt, Kunsthalle, 1963/64, Kat.-Nr. 101 (Kampfszene) / Ludwig Meidner. Zeichner, Maler, Literat. Darmstadt, Mathildenhöhe, 1991, S. 511, Abb. S. 145
Die italienischen Futuristen gaben Ludwig Meidner einen entscheidenden Impuls, der die Bildsprache des Malers und Grafikers fortan prägen sollte. In zwei Ausstellungen in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“, 1912 und 1914, wurden die Ideen der Futuristen in Deutschland bekannt. Die gleichzeitige Darstellung zeitlich versetzter Geschehnisse, jähe Perspektivwechsel und eine Vielzahl an Bildmotiven sollten der Geschwindigkeit und dem Leben in der Großstadt Rechnung tragen. Meidners Thema war die Stadt. Er lebte mehrere Jahre in größter Not in Berlin. Dies sollte seine Sicht dauerhaft prägen: Die Großstadt war für ihn kaum Verheißung, sondern vielmehr ein Ort des Unbehagens und der Verzweiflung. Seine „apokalyptischen Landschaften“ zeugen davon. In der Rückschau wirken sie zugleich wie eine Vorhersehung der Zerstörungen im Ersten Weltkrieg.
Schon zu Beginn des Krieges führen Frontnachrichten, Briefe von Freunden und seine künstlerische Fantasie zur Realisierung der Mappe „Der Krieg“. Meidner selbst wird erst 1916 zum Militärdienst eingezogen. Unser Blatt ist ein Werk seiner Vorstellungskraft. Mit der am unteren Rand festgehaltenen Datierung „Dezember 1914 Januar 1915“ gibt Meidner der Arbeit einen pseudodokumentarischen Charakter. Vor einem düsteren Himmel beweisen offene Dachstühle das Ausmaß der Zerstörungen. Im Vordergrund zeigt uns Meidner das Grauen des Krieges: Menschen, von Explosionen zerrissen, Schutz suchend, Zeichen gebend, Gesichter voller Angst. In der rechten oberen Bildhälfte macht er das Stakkato der Maschinengewehre sichtbar. Bild für Bild nebeneinandergesetzt, werden Gesichter zu Fratzen. Mit drastischen Mitteln konfrontiert der Künstler uns mit der Grausamkeit eines Krieges. Eindringlicher kann Kunst kaum sein. OH
* Entstanden in der Folge von Meidners berühmten apokalyptischen Landschaften
* Eindringliches Antikriegsbild
* Zum ersten Mal auf dem Kunstmarkt
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