Lupe

Pressemeldungen 2019

Berlin, 3. Dezember 2019: Starker Herbst bei Grisebach; Weltrekord für Franz-Marc-Postkarte

Mit einem Gesamtergebnis von 20 Mio.* blickt Grisebach auf eine höchst erfolgreiche Herbstsaison zurück. Schon am ersten Tag des viertägigen Auktionsmarathons fiel in der Photoauktion der erste Rekord:

August Sanders 70-teilige Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ konnte für phänomenale 949.000 EUR versteigert werden (Schätzung 300.000 EUR). Die untere Gesamtschätzung der Auktion wurde verdoppelt.

Im vielbebotenen 19. Jahrhundert gab es Überraschungen: Das Titellos, Max Pietschmanns großartiges Bildnis eines Akademiemodels in Dresden von 1885, mobilisierte 17 Telefon- und mehrere Saalbieter: Für 75.000 EUR (Schätzung 6.000 EUR) ging es in den amerikanischen Handel. Nochspektakulärer war die Steigerung von 6.000 EUR auf 102.500 EUR für Osmar Schindlers „Germanischen Krieger mit Helm“ aus dem Jahr 1902 (Privat, Europa).


Die ORANGERIE-Auktion setzte unter dem Slogan „Große Tiere. Von animalisch bis politisch” über 1,2 Millionen Euro um. Das kuratierte Cross-Over der Epochen und Werke aus bildender und angewandter Kunst – von der chinesischen Schildkröte der Han-Dynastie (33.750 EUR) über Porzellan-Möpse aus Meissen von 1749 (62.500 EUR) bis zu Louise Bourgeois’ Pranke von 1993 (45.000 EUR) – inspirierte nicht nur das deutschsprachige Publikum zu Geboten. Emil Noldes Löwin (87.500 EUR) und Richard Müllers Prometheus mit Geier (56.250 EUR) sowie die mehrteilige Fotoinstallation der „Alliierten“ von Frank Thiel (112.500 EUR) sind exemplarisch für die guten Ergebnisse.


In der Klassischen Moderne galoppierten die Gebote bei Franz Marcs Postkarte mit grünem und weißem Pferd in Weltrekordhöhe: Mit 781.000 EUR gewann ein süddeutscher Privatsammler das Rennen (Schätzung 250.000 EUR). Zwei museale Meisterwerke waren Lovis Corinths „Selbstportrait am Walchensee“ und Max Pechsteins Frauenbildnis „Die hellgrüne Jacke“, die mit jeweils 525.000 EUR nach Nordrhein-Westfalen gingen. Teuerstes Los des Abends mit „Ausgewählten Werken“ wurde Marc Chagalls Spätwerk „Les fiancés aux anémones“ von 1979, das für 1.195.000 EUR unter Vorbehalt zugeschlagen wurde. Es wurde zugunsten des christlich-jüdischen Hilfswerks Kiriat Yearim versteigert.


Ein vollbesetzter Saal und zahlreiche Telefonbieter sorgten für eine hervorragende Verkaufsquote im Bereich der Zeitgenössischen Kunst. Schon in den „Ausgewählten Werken“ zeigte sich das Interesse an der Kunst der Gegenwart: Günter Förgs „Bleibild“ von 1991 ging für 312.500 EUR in eine deutsche Sammlung (Schätzung 250.000 EUR), und Gotthard Graubners Farbkissen erstritt ein Sammler aus dem Rheinland für 175.000 EUR (Schätzung 100.000 EUR). Am Folgetag setzte sich die gute Stimmung im Auktionssaal fort: Kirkeby, „Untitled“, 1981, 112.500 EUR (Schätzung 40.000 EUR), Lüpertz, „Triumph der Linie“, 1977, 77.500 EUR (Schätzung 35.000 EUR), Genzken, „Weltempfänger“, 52.500 EUR (Schätzung 25.000 EUR).  Unter großem Applaus wurde Thomas Zipps „Medicine #1“ zugunsten von Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika für 81.250 EUR (Schätzung 6.000 EUR) zugeschlagen.


Mit dem Ergebnis der Herbstauktionen ist Grisebach sehr zufrieden.

Micaela Kapitzky

* Alle Ergebnisse inkl. Aufgeld

Berlin, 21. November 2019: Jakob Mattner

Grisebach

freut sich, anlässlich der Verleihung des Folker-Skulima-Preises an

Jakob Mattner (*1946) für dessen künstlerisches Lebenswerk eine

umfassende Werkschau des Künstlers zu zeigen.


Die Ausstellung

versammelt über 50 Papierarbeiten, Gemälde, Skulpturen und

Installationen, die bereits in öffentlichen Institutionen wie der

Kestnergesellschaft Hannover, der Nationalgalerie Berlin, dem ZKM

Karlsruhe, dem New School Art Center New York oder auf der Site, Santa

Fe gezeigt wurden, oder aus bedeutenden Privatsammlungen wie der

Sammlung Rudolf Zwirner oder der Sammlung Peter Raue stammen.


Ausgebildet

als Bildhauer an der staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin

und gefördert durch Stipendien und Preise in Italien und Frankreich und

im bewussten Alleingang hat Jakob Mattners zeichnerisches, malerisches

und skulpturales Werk sich in den Übergängen von Licht und Dunkel

entwickelt.


Raum- und Licht-Erlebnisse in den Kirchen Lübecks

oder der Kathedrale von Bologna, das chiaroscuro Caravaggios, die

Ikonizität von Malevich oder die Licht-Dynamik von Moholy-Nagy, aber

auch der nachrevolutionäre Konstruktivismus bis hin zu den einfachen

Mitteln der Arte Povera haben ihn beeinflusst. Einzigartig hat Mattner

seit den 70er Jahren ein photo-poetisches Phänomen entwickelt, ohne je

zum Medium Photographie zu greifen. Seine Malereien schütten das Licht

zu nie erblickten Landschaften, seine Helios-Negative und die

Lichtskulpturen haben flüchtige Räume geschaffen, nicht reproduzierbare

Innenräume einer Camera Obscura, die Enkaustik – Wachs auf Papier –

erfüllt und verdichtet historische Räume möglicher Erinnerungen.


Leitmotiv

der Ausstellung ist das Thema der Imagination und des

Perspektiven-Wechsels, aber auch die Poe-tisierung der Welt zu einer

wiederum eigenen Realität. In ihrer Fülle an Werken bietet die Schau

eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Œuvre von Jakob Mattner, in

dem sie die Vielseitigkeit seines Schaffens zeigt. Sein Werk ist in

Europa, Russland, den USA und Südamerika ausgestellt worden, der

Künstler lebt in Berlin und wird durch die Galerie Michael Haas

vertreten.


Vernissage und Preisverleihung der Stiftung Folker Skulima an Jakob Mattner
Donnerstag, 12. Dezember 2019, 18 Uhr
Grisebach, Fasanenstraße 27, 10719 Berlin


Ausstellung
13. Dezember 2019 bis 31. Januar 2020
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr

Berlin, 11. November 2019: Wir schlagen zurück! Absolut am Puls der jüngeren deutschen Geschichte präsentiert sich das Angebot der zeitgenössischen Kunst bei Grisebach.

Während sich gerade der

Fall der Mauer zum dreißigsten Mal jährt, blickt der Berliner Maler

Norbert Bisky diesen Herbst in zwei parallel stattfindenden

Ausstellungen in Berlin und Potsdam im Spiegel seiner persönlichen

Erfahrung-en auf das Ende der DDR und die bewegten Nachwendejahre

zurück. Direkt auf diesen Horizont eines Landes, das mehr denn je auf

der Suche nach einer gemeinsamen Identität ist, bezieht sich Norbert

Bisky mit seiner Arbeit „wir schlagen zurück II“ von 2001 (EUR

40.000–60.000). In seinem für ihn typischen Spiel mit der Bildsprache

sozialistisch-idealisierender Propagandakunst liefert er einen

unverkennbaren Kommentar zu vergangenen Epochen deutscher Geschichte,

deren Heilsversprechen sich trotz sonnenhellen Anstrichs in keiner Weise

erfüllen konnten.


Mit weißer Hose statt weißer Weste kommt

auch die stoische Männerfigur Stefan Balkenhols daher, der seit jeher

eine sehr prägnante Position entwickelt, um der figurativen Skulptur

neues Leben einzuhauchen. Sein „Mann mit schwarzem Hemd und weißer Hose

auf grünem Sockel“, 2016 (EUR 65.000–85.000) begrüßte im letzten Jahr

2018 im Foyer der Kunsthalle Emden die Besucher mit

selbstbewusst-skeptischem Blick und kommt ebenfalls am 29. November zum

Aufruf.


Wahlverwandtschaften ganz eigener Art gehen die

Arbeiten der bedeutendsten Vertreter der figurativen deutschen Malerei

ein: So tritt Markus Lüpertz – zur Zeit im Münchner Haus der Kunst mit

einer großen Schau zu sehen – mit seinem „Triumph der Linie“ (1977, EUR

35.000–45.000) neben Norbert Schwontkowskis „Ella“ (2006, EUR

10.000–15.000), der seinerseits aktuell im Kunstmuseum Bonn zu sehen

ist. Lüpertz´ feines Gespür für das Mythologische trifft auf die

vernebelten Bildwelten Norbert Schwontkowskis, in denen der Künstler

eigenwillige Formen der Unschärfe erzeugt.


Mitten hinein in

den Sound der Popkultur geht es dagegen mit zwei ikonischen Arbeiten von

Isa Genzken („Weltempfänger“, EUR 25.000–35.000) und Thomas Bayrle

(„ELVIS“, 1995. EUR 30.000–40.000). Voll auf Sendung ging Isa Genzken im

Jahr 1982, als sie auf der Biennale in Venedig und auf der documenta in

Kassel einen alten Radioapparat auf einen weißen Sockel stellte und es

zum Kunstwerk erklärte.


Mit seinem Weltempfänger dürfte Thomas

Bayrle einst viel Elvis gehört haben, jedenfalls bietet der 1937

geborene Künstler eine schwungvolle Hommage an seine Heimatstadt

Frankfurt am Ende der Fünfziger Jahre, geprägt von der intellektuellen

Kultur der FAZ und der Frankfurter Rundschau, der Soziologie der

Frankfurter Schule, aber eben auch von den überall gegenwärtigen

amerikanischen GIs und dem Hype um jenen hüftschwingenden amerikanischen

Rockstar, der unter größter Medienaufmerksamkeit seinen Militärdienst

im Taunus antrat.


Verdichtet zur Abstraktion und mindestens

ebenso intensiv fokussieren sich die Arbeiten der international

gefeierten Malerin Katharina Grosse (Lot 710, 711, 839) und ihres

ehemaligen Lehrers Gotthard Graubner (Lot 754, 29*), die unser

Herbstangebot abrunden, auf das Medium der Farbe selbst. Gemeinsamer

Ausgangspunkt beider Künstler ist die Überzeugung von einer

überzeitlichen, existenziellen Kraft der Farbe, die sich unmittelbar auf

den Betrachter überträgt und physisch erlebbar wird.

Pressekontakt
Sarah Buschor
T +49 30 885915 65 sarah.buschor@grisebach.com

* Aus unserer Auktion Ausgewählte Werke am 28. November, 18 Uhr

Berlin, 6. November 2019: Von Corinth bis Lichtenstein – überraschende Gegenüberstellungen im neuen Format der Abendauktion bei GRISEBACH

Zeit für neue Narrative: Zukünftig bringt Grisebach

in seiner Abendauktion in gezielter Gegenüberstellung Highlights der

Moderne mit zeitgenössischen Positionen in einen Austausch, der manch

überraschenden Funken schlägt. So trifft Lovis Corinths kraftvoll

bewegtes Stillleben „Rosen, Tulpen, Flieder“ von 1916 (EUR

300.000–400.000) auf Roy Lichtensteins von Claude Monets Seerosen

inspirierte „Water Lilies“ von 1992 (EUR 200.000–300.000). Arnulf

Rainers düstere Übermalung der fotografierten Totenmaske von Karl Kraus

aus dem Jahr 1984 (EUR 40.000–60.000) erscheint hier plötzlich wie eine

zur Abstraktion verdichtete Wiederaufnahme von Käthe Kollwitz

eindringlicher Tuschzeichnung „Tod“ (1897, EUR 150.000–200.000). Auch

Max Beckmanns glanzvolle Darstellung „Kleine Landschaft aus Bandol“

(1938, EUR 300.000–500.000) und Heinrich Kühns Fotografie „Landschaft

mit Linden“ (EUR 100.000–120.000) – ein Meisterwerk des Piktorialismus –

bilden solch eine Paarung wechselseitiger Aufladung. An der Spitze des

Angebots der Modernen Kunst steht die Arbeit „Les fiancés aux anémones“

von Marc Chagall aus dem Jahr 1979 (EUR 1.000.000–1.500.000). Ein

souveränes Spätwerk, das Chagall auf dem Gipfel seiner Gestaltungskraft

zeigt und zugunsten des christlich-jüdischen Hilfswerks KIRIAT YEARIM

versteigert wird. Wichtiges Zeugnis des Expressionismus ist die

Künstlerpostkarte von Franz Marc mit dem Titel „Grünes und weißes Pferd“

(1913, EUR 250.000–350.000), während Max Pechsteins „Die hellgrüne

Jacke“ aus dem Jahr 1919 (EUR 400.000–600.000) farbstark die frühe

Brücke-Malerei markiert. Die Abteilung Zeitgenössische Kunst wartet mit

einer qualitätsvollen Offerte wichtiger deutscher Künstler auf. So tritt

eines der bedeutenden Bleibilder von Günther Förg („Ohne Titel“, 1991,

EUR 250.000–350.000) neben einen besonders eindrücklich aufglühenden

Farbbraumkörper von Gotthard Graubner, sein „bedecktes rot“ von 2001

(EUR 100.000–150.000).


Ein Cross-Over der Epochen inszeniert

dagegen die ORANGERIE-Auktion mit dem Titel „Große Tiere – von

animalisch bis politisch“. Artenvielfalt und Staatslenker amüsieren und

polarisieren in Design, Fotografie, Autographen und Bildender Kunst von

Jeff Koons, Emil Nolde, Pablo Picasso, Richard Wagner, Andy Warhol sowie

Marlene Dietrich und Louise Bourgeois. Der Preußenkönig Friedrich II.

erscheint im Karnevalskostüm auf einem gewaltigen Goldarmband

(1763/1863, EUR 40.000–60.000), während in der riesigen Eidechse der

portugiesischen Gegenwartskünstlerin Joana Vasconcelos menschliche

Handwerkskunst mit animalischer Kraft verschmilzt („O Desejado“, 2007,

EUR 40.000–60.000).

Spitzenlos der Auktion Photographie ist das

Konvolut von 70 Porträts aus „Menschen des 20. Jahrhunderts“ von August

Sander (EUR 300.000–500.000). Kurz vor seinem Tod hat Sander im Jahr

1961/63 noch diese Auswahl für seine letzte Ausstellung treffen können.

Die gesamte Offerte der Abteilung stammt aus einer europäischen

Unternehmenssammlung und präsentiert außerdem frühe Photographien des

19. Jahrhunderts mit Negres, Cameron und Kühn bis zu Klassikern der

Moderne um Renger-Patzsch, Steinert und Irving Penn.

Traditionell

beginnt die Auktionswoche am Mittwoch, 27. November mit der „Kunst des

19. Jahrhunderts“. Europäische Kunst- und Museumsgeschichte vereinen

sich in einem Werk von königlicher Provenienz – 1849 erwarb König Ernst

August I von Hannover mit dem „Wüstensandsturm“ ein Hauptwerk von

Hermann Kretzschmer (Los 128, EUR 120.000–150.000), welches als

Dauerleihgabe noch bis in jüngste Zeit im Hannoverschen Landesmuseum zu

sehen war. Desweiteren sticht die Zeichnung „Gebirgssee in südlicher

Landschaft“ hervor, um 1810 von Johann Wolfgang Goethe angefertigt (EUR

40.000–60.000) und einst im Besitz des bedeutenden Berliner Architekten

Johann Heinrich Strack. Die Galerie Belvedere in Wien restituierte ein

weiteres Schmuckstück aus der Sammlung des Verlegers Rudolf Mosse: Die

„Parklandschaft in Plankenberg“ von 1887 von Emil Jakob Schindler (EUR

50.000–70.000) ist ein Hauptwerk des „poetischen Realismus“. Der

berühmte Künstler hatte eine bald (noch) berühmtere Tochter - Alma

Mahler, Geliebte von Gustav Mahler, Oskar Kokoschka und Walter Gropius.

Unser Bild zeigt sie als Kind beim Pflücken des blühenden Flieders im

Garten des Familienanwesens.

Insgesamt werden an vier

Auktionstagen 1438 Kunstwerke mit einer mittleren Gesamtschätzung von 20

Millionen in 8 Katalogen bei Grisebach angeboten.

Die Vorbesichtigung in Berlin beginnt am 22. November in der Fasanenstraße 25, 27 und 73.

Micaela Kapitzky

Berlin, 30. Oktober 2019: Highlights – Kunst des 19. Jahrhunderts bei Grisebach

Auktion Nr. 310

am 27. November 2019, 15 Uhr

Den

Auftakt der diesjährigen Herbstauktion machen zwei herausragende

Zeichner der deutschen Romantik: Die Künstler-Brüder Ernst und Bernhard

Fries. Die Arbeiten aus dem Künstlernachlass zeigen die erstaunliche

Bandbreite ihres höchst virtuosen, „privaten“ Schaffens, das von den

1820er bis 1870er Jahre reicht (Lose 100-120).

Europäische

Kunst- und Museumsgeschichte vereinen sich in einem Werk von königlicher

Provenienz: bereits 1849 erwarb König Ernst August I von Hannover mit

dem „Wüstensandsturm“ ein Hauptwerk des „ersten Berliner Orientmalers“

Hermann Kretzschmer (Los 128, 120.000- 150.000 EUR). Die erste Fassung

gehört zur Gründungssammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig.

Unser Gemälde war als Dauerleihgabe noch bis in jüngste Zeit im

Hannoverschen Landesmuseum zu sehen. In Kretzschmers sinnlichem

Seherlebnis ndet die von Künstlern wie Eugène Delacroix gefeierte

Orientbegeisterung ein ausdrucksstarkes nordisches Pendant.

„Kennst

du das Land...?“ - Niemand hat unser Italienbild so stark geprägt wie

Johann Wolfgang von Goethe. Selbst geschult von Künstlerfreunden wie

Heinrich Wilhelm Tischbein und Jacob Philipp Hackert zeichnete der

Dichterfürst sein Italien um 1810 aus der Erinnerung. Der erste Besitzer

der Zeichnung „Gebirgssee in südlicher Landschaft“ (Los 147) war der

bedeutende Berliner Architekt Johann Heinrich Strack, dem Goethe das

Blatt 1830 möglicherweise noch persönlich schenkte. Das kostbare Unikat

wird mit einer Schätzung von 40.000-60.000 EUR angeboten.

Die

Österreichische Galerie Belvedere in Wien restituierte ein weiteres

Schmuckstück aus der bedeutenden Kunstsammlung des Verlegers Rudolf

Mosse: Die „Parklandschaft in Plankenberg“ von 1887 von Emil Jakob

Schindler (Los 181; SP: 50.000-70.000 EUR) ist ein Hauptwerk des

„poetischen Realismus“. Der berühmte Künstler hatte eine bald (noch)

berühmtere Tochter - Alma Mahler, die umschwärmteste femme fatale ihrer

Zeit, Geliebte von Gustav Mahler, Oskar Kokoschka und Walter Gropius.

Unser Bild zeigt sie als Kind beim Pflücken des duftig-blühenden

Flieders im Garten des Familienanwesens.

Schon vor 120 Jahren

trat Karl Wilhelm Diefenbach in Kutte und Sandalen vor die

Öffentlichkeit, predigte gegen den „Verzehr von Tierfetzen“, schrieb in

großen Lettern das Motto „Humanitas“ über die Pforten seiner Kommune und

wanderte – konsequent zu Fuß – über die Alpen. Damals als

„Kohlrabi-Apostel“ verspottet, erscheint er uns heute als Vordenker

eines ökologischen Utopia, als Prophet einer „anderen Moderne“. Mit

„Ephebe“ (Los 223, SP: 15.000-20.000 EUR) und „Nächtliches Bad bei den

Faraglioni“ (Los 224, SP: 10.000-15.000 EUR) präsentieren wir zwei

Hauptwerke, die wohl noch bei dem auf Capri lebenden Künstler persönlich

erworben wurden und bis heute in Familienbesitz verblieben.

Weitere

Highlights sind Lovis Corinths „Bacchant” von 1913 (SP: 100.000-150.000

EUR) und ein frühes Werk von Max Liebermann: Der „Bauernhof in

Barbizon” (SP: 80.000-120.000 EUR) ist in Form, Format und Ausführung

ein einzigartiges Zeugnis seiner für sein Œuvre so zentralen

Auseinandersetzung mit den Barbizonisten.

Dresden 2.0 – so

lautet der Schlussakkord der diesjährigen Herbstauktion. Die „Enkel“ von

Caspar David Friedrich und Co. setzen neue Akzente an der ehrwürdigen

Akademie. Nicht mehr Natur und Landschaft bilden ihr Hauptinteresse: auf

dem Prüfstand steht der Mensch und seine physische und psychische

Erscheinung, die erbarmungslos nüchtern inspiziert wird. Porträtierte

Modelle werden zu Zeitkommentaren einer modernen Gesellschaft. Tommy

Todtmann, ein afrikanisches Akademiemodell, steht mit verschränkten

Armen lässig – irgendwo. Wir könnten ihm heute noch an der nächsten

Kreuzung begegnen. Nicht nur der bekannte Impressionist Robert Sterl

setzte ihn malerisch in Szene, sondern auch sein Kommilitone Max

Pietschmann, dessen Todtmann-Porträt unser Cover ziert (Los 237, SP:

6000-8000 EUR). Pietschmanns ausgeleuchtete weibliche Rückenakte

verweisen dagegen mehr auf die unterkühlte Schönheit der

Realismus-Avantgarden des 20. und 21. Jahrhunderts (Los 236 und 241; SP:

je 3000-4000 EUR). Osmar Schindlers „Germanischer Krieger mit Helm“ von

1902 (SP: 6.000-8.000 EUR) wiederum verfügt zwar über die erforderliche

Heldenstatur, seine Ausstattung und die rot geschminkten Lippen jedoch

erscheinen burlesk. Moderne Typen werden zu Hauptakteuren einer mutigen

Kunst, die zu entdecken sich lohnt – eben weil sie mit so unverblümter

Direktheit zu uns spricht.

Pressekontakt Sarah Buschor
T 030 885915 65 sarah.buschor@grisebach.com

Berlin, 9. Oktober 2019: Sammlung Zwirner bei Grisebach

Grisebach

freut sich, anläßlich der Buchvorstellung von Rudolf Zwirners

Autobiografie „Ich wollte immer Gegenwart“, die von Nicola Kuhn

aufgeschrieben und im Wienand Verlag erschienen ist, eine Auswahl von

Werken auf Papier aus der Sammlung Zwirner zu zeigen.

In seiner

Kölner Galerie zeigte der leidenschaftliche Kunsthändler seit Beginn der

1960er-Jahre in rund 300 Ausstellungen Werke von Ikonen wie Andy

Warhol, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Für seinen wichtigsten Sammler

Peter Ludwig erwarb er zahlreiche Hauptwerke der Moderne. Sie sind bis

heute die Highlights des nach ihm benannten Kölner Museums.

Kölns

Status als Kunstmetropole ist nicht zuletzt Rudolf Zwirner als

Mitbegründer der ersten Messe für zeitgenössische Kunst 1967 zu

verdanken, die auf der ganzen Welt Maßstäbe setzte. Seit 1996 lebt und

arbeitet Rudolf Zwirner wieder in seiner Heimatstadt Berlin.

Die

Sammlung Zwirner hat jedoch wenig mit seiner beruflichen Tätigkeit als

Kunsthändler zu tun, sondern umfasst vielmehr Werke von KünstlerInnen,

die er kaum je vertreten oder verkauft hat. Eine verbindende Klammer

bildet seine Vorliebe für Kunst auf Papier, die ein breites Spektrum

unterschiedlicher Epochen und Regionen vereint: europäische

Handzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts, ostasiatische Kunst vom

16. bis 20. Jahrhundert, Werke der klassischen Moderne genauso wie

zeitgenössische und Outsider Kunst. Es ist eine Liebhabersammlung ohne

jeglichen Anspruch auf Systematik, dafür mit großem Spürsinn für

künstlerische Qualität.

Unter den europäischen Handzeichnungen

des 18. und 19. Jahrhunderts finden sich das forsche Portrait eines

jungen Mannes mit Barett von Giovanni Battista Piazzetta, eine Gouache

von Pierre Paul Prudhon von 1808, die eine Vorstudie zur berühmten

„Entführung der Psyche durch Zephyr“ im Louvre bildet, eine

Venezianische Landschaft von Francesco Guardi, das Pastell einer Mutter

mit Kind im Omnibus um 1848 von Adolph Menzel und eine nahezu abstrakte

Darstellung von Victor Hugo. Das Aquarell eines Grabmals von Hubert

Robert von 1798, die delikate Tuschzeichnung eines Brunnens von

Ferdinand Olivier und die schmissige Federzeichnung der Anbetung der

Könige von Giovanni Domenico Tiepolo um 1750 stellen weitere Preziosen

dar.

Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind ein

Selbstbildnis von Lovis Corinth von 1921, zwei weibliche Akte von Jean

Fautrier von 1943/44, ein Pastell von Auguste Giacometti 1926, eine

Collage von Henri Laurens und ein frühes Stillleben von Louis Soutter

aus dem Jahr 1906 zu sehen.

Die ostasiatische Kunst wird von der

japanischen Dichterin Ono no Komachi repräsentiert, deren Porträt mit

der Kalligraphie eines ihrer Gedichte aus der Tosa Schule um 1600

stammt.

Aus dem Bereich der Art Brut sind intensive Zeichnungen von James Castle, Michael Paule und Foma Jaremtschuk vertreten.

Den

umfangreichsten Sammlungsschwerpunkt bildet jedoch die zeitgenössische

Kunst, die zumeist in groößeren Werkgruppen über viele Jahre seit Ende

der Galeriezeit bis heute gesammelt worden ist. Sowohl internationale

KünstlerInnen wie Marcel Dzama, Simon Lewis, Pavel Pepperstein, Raymond

Pettibon und Al Taylor als auch in Berlin lebende KünstlerInnen wie

Laura Bruce, Elgar Farber, Jakob Mattner, Bernd Ribbeck und Albrecht

Schäfer zählen zu den Favoriten der Sammlung Zwirner.

Die

Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung mit Rudolf Zwirner und Nicola

Kuhn findet am 24. Oktober 2019 um 18 Uhr in der Fasanenstraße 25 in

Berlin statt.

Anna Ballestrem
T +49 (0)30 885 915 4490
anna.ballestrem@grisebach.com

Pressekontakt

Sarah Buschor
T +49 (0)30 885 915 65
sarah.buschor@grisebach.com

Ausstellung
23. Oktober bis 2. November 2019
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr

Berlin, 4. Juli 2019: Rudi Weissenstein – Exil und Fotografie

Eine Ausstellung mit Rudi Weissenstein, Ellen Auerbach und Christian Boltanski, kuratiert von Dr. Sarah Hadda

Zusammen mit Gastkuratorin Dr. Sarah Hadda freut sich Grisebach, ab

dem 25. Juli 2019 die Ausstellung „Rudi Weissenstein – Exil und

Fotografie“ zu zeigen. 

Rudi Weissenstein (1910 Iglau, Böhmen - 1992 Tel Aviv) war einer der

größten Fotografen Israels. Er dokumentierte das Alltagsleben des sich

im Aufbau befindenden jüdischen Staates; dabei war der Traum einer

Heimat sein großes Thema.

Hinter seinen optimistischen Bildern verbergen sich die komplexe

Psychologie und ambivalenten Emotionen der Exilant*innen. Weissensteins

Werke beschäftigen sich mit den Themen Hoffnung, Aufbau und Identität.

Angetrieben und geprägt vom Verlust seiner alten Heimat, wird in seinen

Bildern die Rolle von Identität bei der Erschaffung einer neuen

Gesellschaft sichtbar. Dabei spielen individuelle Erfahrungen ebenso wie

soziale Erinnerung eine wesentliche Rolle. Gerade sein Beispiel aus

Palästina zeigt, wie divers die Exilbedingungen für Fotografen aus

Deutschland waren. Wie viele andere musste sich Rudi Weissenstein seine

Existenz mühsam aufbauen mit seinem Laden Pri Or (Hebräisch: Fotohaus),

in dem er Touristen-, Strand- oder Aufnahmen von Soldaten verkaufte. 

Einen ähnlichen Weg durchlief die Fotokünstlerin Ellen Auerbach (1906

Karlsruhe – 2004 New York City), die drei Jahre zuvor, 1933,

auswanderte und mit ihrer Freundin Liselotte Grschebina in Tel Aviv

unter dem Namen Ishon (Hebräisch: Augapfel – Pupille) ein kleines Studio

für Kinderportraits gründete, bevor sie ihre Lebensreise weiter nach

London und New York führte. Dank Leihgaben der Akademie der Künste

Berlin finden auch Ellen Auerbachs Werke Eingang in die Ausstellung, um

das Thema Exil und Fotografie zu vertiefen.

In der Ausstellung werden zudem Werke des Künstlers Christian

Boltanski (*1944 – lebt in Paris) gezeigt. Boltanskis gepflasterte

Fotowand „Die Jüdische Schule“ (aus dem Portfolio „The Frozen Leopard“

II, 1992) gemahnt beispielsweise an die Vergessenen, die wie Siegfried

Kracauer es formulierte wie „unter einer Schneedecke vergraben“ zu sein

scheinen.

Die Ausstellung mit größtenteils noch nie gezeigten Werken von

Weissenstein untersucht so im Verbund mit Arbeiten seiner Zeitgenossin

Ellen Auerbach nicht nur die kunsthistorischen Merkmale der Fotokunst

Weissensteins, sondern vertieft und vergegenwärtigt über den Konnex mit

Christian Boltanskis Werken das große Thema der Erinnerung  – sowohl der

eigenen als auch der kollektiven.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 25. Juli 2019 um 18 Uhr in

der Fasanenstraße 27 in Berlin statt. Es spricht Prof. Dr. Liliane

Weissberg (University of Pennsylvania).

Anna Ballestrem
T 030 885915 4490
anna.ballestrem@grisebach.com

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Sarah Buschor
T 030 885915 65
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Eröffnung
25. Juli 2019, 18 bis 21 Uhr
Grisebach, Fasanenstraße 27, 10719 Berlin

Ausstellung
26. Juli bis 21. September 2019
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr

Berlin, 4. Juni 2019: Grisebach feierte 100 Jahre Bauhaus! Ergebnisse der Frühjahrsauktionen in Berlin

Das

Bauhaus feiert seinen hundertsten Geburtstag und Grisebach feierte mit:

249 Kunstwerke aus unterschiedlichsten Bereichen erfreuten sich in der

ORANGERIE-Auktion „bauhaus forever!“ großer Nachfrage. Das Spitzenlos

war das Kaffee- und Teeservice von Naum Slutzky, das sich das Museum für

Kunst und Gewerbe Hamburg für EUR 225.000* sicherte. Ein kompletter

Satz der legendären Bauhaus-Postkarten von 1923 ging für EUR 206.250 in

eine nordrhein-westfälische Privatsammlung. Ausgesprochen gut verkauften

sich die Lose aus dem Nachlaß des Bauhaus-Künstlers Ludwig

Hirschfeld-Mack, darunter das Fotogramm „Reflektorisches Farbenspiel“

von 1923, das seinen Preis mit EUR 62.500 mehr als verdoppelte.


Ein Bauhaus-Künstler stellte auch das teuerste Werk in den

Ausgewählten Werken: Paul Klees „Dryaden“ von 1939 war einem

niedersächsischen Privatsammler EUR 500.000 wert. Gabriele Münters

„Heuhocken in Murnau“ ging für EUR 462.500 in eine süddeutsche

Privatsammlung. Die Gemälde von Max Liebermann und Lovis Corinth

erzielten EUR 375.000 und EUR 312.500. Spannende Bietgefechte

entbrannten in der Nachkriegskunst, etwa für Ernst Wilhelm Nays „Rot in

tiefem Klang“, das von EUR 120.000 auf EUR 437.500 kletterte.


Positive Überraschungen gab es in der Auktion Zeitgenössische

Kunst, in der das Gesamtergebnis die untere Schätzung klar übertraf.

Hier stieg Günther Förgs „Ohne Titel“ von 1995 mit einer Schätzung von

EUR 40.000 auf EUR 112.500 und Werner Berges’ „Vanessa“ wurde durch

mehrere Bieter an den Telefonen und im Saal bei einer Schätzung von EUR

12.000 auf EUR 72.500 gehoben. Bridget Rileys Farbstudie erreichte durch

viele internationale Gebote EUR 90.000 (Schätzung EUR 20.000). Eine der

beiden Großskulpturen von Tony Cragg ging für EUR 175.000 in eine

österreichische Privatsammlung.


Für Aufsehen sorgten in der Fotografie-Auktion etwa die zwei

„Maskenselbstbildnisse Nr. 11+39A, Dessau“ der Bauhaus-Fotografin

Gertrud Arndt von 1930: Erst nach langen Bietgefechten fanden die

jeweils auf EUR 3.000 geschätzten Arbeiten für EUR 20.000 sowie EUR

56.250 (Handel Berlin / Privatsammlung, USA) ihre neuen Besitzer. Das

Porträt Lyonel Feiningers, aufgenommen von seinem Sohn Andreas, 1928, in

Dessau, war auf EUR 5.000 taxiert und erzielte am Ende EUR 18.750

(Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen).


Bestens war die Stimmung in der Auktion der Kunst des 19.

Jahrhunderts, wo von Beginn bis zum Schluß spannungsreiche Bietgefechte

für Aufmerksamkeit sorgten. Teuerstes Los war Adolph Menzels Zeichnung

vom Inneren der Stiftskirche in Einsiedeln, das bei einer Schätzung von

EUR 60.000  für EUR 275.000  einem Schweizer Privatsammler verkauft

wurde. Eine Ikone der Kunstgeschichte, Carl Philipp Fohrs erst jüngst

vom Berliner Kupferstichkabinett restituierte Bildnis seines Freundes

Sigismund Ruhl von 1816, fand für EUR 122.500 den Weg in eine bedeutende

Privatsammlung. Auch Fritz von Uhdes museale „Holländische Nähstube“

kletterte von geschätzten  EUR 40.000 auf EUR 168.750. Die Überraschung

des Nachmittags aber war das auf EUR 2.500 taxierte Selbstbildnis Karl

Stauffer-Berns aus der Sammlung von Rudolf Mosse, das für sagenhafte EUR

143.750 verkauft wurde.


Die Frühjahrsauktionen schlossen mit einem Gesamt-ergebnis von EUR 15,3 Mio. ab.

Micaela Kapitzky

Berlin, 4. Juni 2019

* Alle Ergebnisse inkl. Aufgeld

Berlin, 6. Mai 2019: Aus Familienbesitz. GRISEBACH präsentiert marktfrische Kunstwerke der Klassischen Moderne und stellt Bauhaus und Zeitgenossen in den Dialog.

Gleich zwei besondere Gemälde, die

sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz befinden, werden

am 30. Mai in Berlin versteigert: „Helle Rosen“ von Lovis Corinth aus

dem Jahr 1915, ein vibrierendes Blumenstillleben mit ungeheurer Verve

gemalt, ist auf EUR 250.000–350.000 geschätzt. Das Bild befindet sich

seit 1917 in Familienbesitz. Besonderes Augenmerk verdienen auch  Paula

Modersohn-Beckers „Brustbild eines Mädchens nach links vor Birken“ von

1903, das sich lange im Besitz der Familie der Künstlerin befand (EUR

120.000–150.000), sowie verschiedene kolorierte Postkarten der

Brücke-Künstler Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Erich Heckel

(bis  EUR 25.000–35.000). Eine bezaubernde Rarität ist auch der farbige

Gruß „Steinbock im Gebirge“ von Franz Marc aus dem Jahr 1913 (EUR

40.000–60.000). Weitere Entdeckungen im Moderne-Angebot sind unter

anderem das „Stilleben in Grau“ von Max Pechstein von 1913 (EUR

500.000–700.000), die „Fischräucherei am Bahngleis“ von Karl

Schmidt-Rottluff aus dem Jahr 1937 (Schätzung EUR 400.000–600.000) oder

das neusachliche Gemälde „Mädchen mit Schafen“ von Georg Schrimpf aus

dem Jahr 1923 (EUR 180.000–240.000). Ein Jahr vor seinem Tod malte Paul

Klee die „Dryaden“ in Öl auf Papier, die auf EUR 400.000–600.000

geschätzt sind.


Das Bauhaus wird 100 – die ORANGERIE feiert mit und bietet

ebenfalls Kunstwerke an, die über knapp ein Jahrhundert in

Familienbesitz waren. Darunter läßt ein ganzes Konvolut von Grafiken,

Gemälden und der sog. Pädagogi-schen Puppenstube von Ludwig

Hirschfeld-Mack (EUR 8.000–10.000), diesen großen Visionär des Weimarer

Bauhauses wieder entdecken: Herausragend ist das Originalfoto zum

„Reflektorischen Farbenspiel“ von 1923 (EUR 25.000–30.000), das im

berühmten Bauhaus-Buch 1927 publiziert, 1938 im MoMa in New York gezeigt

und nun von der Familie eingeliefert wurde. Die Erben des Hamburger

Architekten Fritz Block vertrauten uns das ikonische Tee- und

Kaffeeservice vom Goldschmiedemeister am Bauhaus, Naum Slutzky an, das

1927 entstand und die Blocks bei der Vertreibung nach Los Angeles

begleitet hatte (EUR 180.000–240.000). Die „bauhaus forever!“-Auktion

schlägt den historischen Bogen von der originalen Bauhaus-Leuchte von

Wilhelm Wagenfeld von 1924 (EUR 100.000–150.000) bis hin zu László

Moholy-Nagys „Expressionist Composition“ von 1946 (EUR 120.000–150.000),

widmet sich aber auch mit neugierig-lustvollem Blick überraschenden

Vorläufern und Nachfolgern der Idee Bauhaus.


Das Hauptlos der Auktion für Zeitgenössische Kunst ist Gerhard

Richters Gemälde aus der Serie „Fuji“ von 1996, ein besonders

kraftvolles Exemplar, für das der Künstler mit Ölfarbe und Rakel eine

einzigartige, komplexe und viel-schichtige Farboberfläche erzeugte (EUR

300.000–400.000). Ein weiteres Glanzlicht ist das frühe Farbkissen

„Farbraumkörper“ von Gotthard Graubner aus dem Jahr 1972 (EUR

100.000–150.000). Mit Ulrich Erben ist einer der wichtigsten

zeitgenössischen Vertreter der konkreten Malerei in Deutschland

vertreten. Seine Arbeit „Rot und Blau“ von 1988, ist sein erstes

mehrfarbiges Gemälde in Acryl auf Leinwand nach einer längeren Phase der

monochromen und konstruktivistischen Malerei, welches den Beginn seiner

Serie „Farben der Erinnerung“ markiert (EUR 35.000–45.000). Eine

besondere Entdeckung ist die Arbeit „Wool“ von Rosemarie Trockel. Sie

webt das von Francesco Saroglia entworfene internationale

Wooltrade-Zeichen in ihren Teppich aus Wolle, ein in der

zeitgenössischen Kunst ungewöhnliches, traditionell weiblich

konnotiertes Material  (EUR 80.000–120.000).


Auch die Abteilung Kunst des 19. Jahrhunderts kann mit einem

hochwertigen Angebot aufwarten: ein Meisterstück Menzelscher

Zeichenkunst ist seine Arbeit „Inneres der Stiftskirche zu Einsiedeln“

aus dem Jahr 1881, welche auf EUR 60.000–80.000 geschätzt ist. Carl

Philipp Fohrs „Bildnis Ludwig Sigismund Ruhl“ von 1816 ist ein weiteres

Meisterwerk auf Papier (EUR 25.000–35.000) und Ikone der

frühromantischen deutschen Zeichenkunst.  Ein museales Ölgemälde von

Fritz von Uhde, „Holländische Nähstube“ von 1882 – der Einfluß des

französischen Impressionismus und die Nähe zu Liebermann sind

unübersehbar – ist auf EUR 40.000–60.000 geschätzt. Die beiden

„typischen“ Arbeiten für die frühe Dresdner Malerei von Carl Gustav

Carus, dem dritten Hauptmeister der Dresdner Romantik, sind mit EUR

25.000–35.000 („Weidenstamm mit Unterholz“, um 1820) und EUR

18.000–24.000 („Tannen“, um 1840) angesetzt.


Besondere Sammlerstücke gibt es in der Abteilung Photographie zu

entdecken: Eine absolute Rarität ist die Arbeit „Triebwerk einer

Lokomotive“ von 1925 von Albert Renger-Patzsch (EUR 40.000-60.000). Da

der Markt für Renger-Patzsch auch international wächst, werden seine

Arbeiten immer begehrter. Wie kaum ein anderer prägte Irving Penn die

Photographie. „Young Berber Shepherdess, Morocco“ aus unserer Auktion,

datiert 1971, wurde von Vogue an Natalia Vodianovas Charity Auktion

zugunsten der Naked Heart  Foundation, New York, an den derzeitigen

Eigentümer verkauft (EUR 50.000–70.000). Von einem weiteren grossen

amerikanischen Fotografen Robert Mapplethorpe – er war eng mit Patti

Smith befreundet - werden wir das besondere Stilleben „Rose with Smoke“

von 1985 versteigern (EUR 30.000–40.000). Ein weiteres Spitzenlos bildet

František Drtikols Arbeit „Composition au nu aux poires“ von 1925 (EUR

40.000–60.000), ein Beispiel für dessen typisch „kulissenhafte“ Welten.


Insgesamt werden bei den Frühjahrsauktionen vom 29. Mai bis 1.

Juni über 1.640 Kunstwerke mit einem unteren Schätzpreis von insgesamt

EUR 15,0 Mio. versteigert. Die Vorbesichtigung in Berlin beginnt am 24.

Mai und endet am 28. Mai in drei Standorten in der Fasanenstraße (25,

27, 73).


Micaela Kapitzky

Vorbesichtigungen
Berlin, 24. bis 28. Mai 2019
Grisebach, Fasanenstraße 25, 27 und 73
Fr. bis Mo. 10 bis 18 Uhr, Di. 10 bis 15 Uhr
Frühjahrsauktionen
29. Mai bis 1. Juni 2019

Berlin, 22. März 2019: Grisebach versteigert Fotografien von Georg Stefan Troller aus seiner frühen Pariser Zeit

Der

Schriftsteller und Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller (* 1921 Wien)

ist dem deutschen Publikum vor allem durch seine langjährigen

Fernsehserien „Pariser Journal“ und „Personenbeschreibung“ bestens

vertraut. Kaum jemand kennt Paris so gut wie er. Nachdem er sich 1949

dauerhaft an der Seine niedergelassen hatte, begann Troller mit seiner

Leica-Kleinbildkamera die abseitigeren und zum Abriss verurteilten

Viertel der Stadt zu erkunden.


Die verloren geglaubten Original-Abzüge aus der Zeit um 1953-1956

wurden erst 2017 von seiner Tochter wiederentdeckt und liegen uns

vollzählig vor.


Am Mittwoch, den 29. Mai 2019 bietet Grisebach nun 58 Vintage

Abzüge von Georg Stefan Troller in der Auktion „Photographie“ an

(Silbergelatineabzüge. Von ca. 15 x 10 cm bis 20 x 13 cm, Schätzpreis

für das Konvolut: EUR 15.000–20.000).


Diandra Donecker, Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilung

Photographie: „Es ist aufregend und etwas besonderes, nicht nur ein,

zwei Fotos, sondern gleich ein ganzes Konvolut von 58 Vintage-Abzügen

dieses einzigartigen Chronisten anbieten zu dürfen. Georg Stefan Troller

hat in diesen Bildern seinen Traum von Paris eingefangen. Mit einem

zärtlichen, intelligenten Blick liefert er die Moment-aufnahme einer

Stadt, wie sie heute nicht mehr existiert. Die Fotografien sind Zeugnis

seiner Lebensgeschichte und zugleich Dokumentation einer Metropole im

Wandel. Die Seltenheit und besondere Provenienz der Aufnahmen werden bei

Privatsammlern und Institutionen auf Begeisterung stoßen.“


Begleitend möchten wir Sie einladen:
Georg Stefan Troller liest aus seinem Buch „Pariser Traum“ am Donnerstag, 9. Mai um 18 Uhr in der Villa
Grisebach, Fasanenstraße 25, Berlin.

Sarah Buschor
Presse und Kommunikation
T +49 (0)30 885915 65
sarah.buschor@grisebach.com

Berlin, 22. März 2019

Berlin, im März 2019: Grisebach setzt Zeichen

Mit der Wahl von Sarah Miltenberger als Leiterin der

Abteilung Zeitgenössische Kunst gelingt Grisebach eine starke Besetzung:

Im Kunsthandel erfahren, international bestens vernetzt, kommt Sarah

Miltenberger von der König Galerie, wo sie von 2015 bis heute als Senior

Director tätig war. Stationen davor waren Carlier Gebauer, die Galerie

Zink und Eigen & Art.

Mit dieser personellen Verstärkung wendet sich Grisebach noch

gezielter dem zeitgenössischen internationalen Marktgeschehen zu und

festigt hier weiter die bereits starke Position – ein wichtiger Schritt

bei der Umsetzung unserer aktuellen Unternehmensstrategie. Der tragenden

Säule des Hauses – der Klassischen Moderne – werden die Zeitgenossen

gleichwertig zur Seite gestellt. Dies ist ein deutliches Signal für

Internationalität, Zukunft und Wachstum des Auktionshauses.

Der bisherige Leiter unserer Münchner Dependance und Experte für Zeitgenössische Kunst, Jesco von Puttkamer,

wird als Senior Director und Senior Specialist die Geschicke der Firma

weit über den süddeutschen Raum hinaus führen und von nun an auch

Österreich und Italien betreuen.

Der 37-jährige Moritz von der Heydte, der seine Karriere bei

Sotheby’s in London begann und seit Herbst 2015 als Direktor für

Artcurial Deutschland deren Dependance in München geführt hat, übernimmt

zum März die Leitung der Grisebach-Repräsentanz München – ein starker

Aufschlag für Grisebach im Süden und zugleich Ausdruck unseres

Vertrauens in die Kraft des Marktes und die Dichte an Sammlern und

Kunstwerken in dieser Region

Micaela Kapitzky

Berlin, im Januar 2019: Stabübergabe bei der Zürcher Niederlassung der Villa Grisebach

Die langjährige, erfolgreiche Geschäftsführerin und Schweizer

Repräsentantin der Villa Grisebach Verena Hartmann beendet auf eigenen

Wunsch auf Ende Februar 2019 ihre Tätigkeit. Wir danken ihr für eine

höchst fruchtbare und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Neuer Leiter der Geschäftsstelle an der Bahnhofstrasse 14 in Zürich

wird der Kunsthistoriker Urs Lanter. Er besitzt über 30 Jahre Erfahrung

im Kunsthandel und war rund 20 Jahre als Experte für Schweizer Kunst bei

Sotheby’s in Zürich tätig.  


Sarah Buschor
T +49 (0)30 885 915 65
sarah.buschor@grisebach.com

Berlin, Januar 2019

Berlin, 8. Januar 2019: Villa Grisebach schenkt umfangreiche Nashorn-Sammlung dem Schloss Charlottenburg

Die Villa Grisebach schenkt anlässlich des 100. Geburtstages von

Martin Sperlich dessen umfangreiche Nashorn-Sammlung den Preußischen

Schlössern und Gärten.

Martin Sperlich, von 1969 bis 1984 Direktor der Staatlichen Schlösser

und Gärten Berlin, hatte zu Lebzeiten eine außergewöhnliche

Leidenschaft: Die Darstellungen von Nashörnern aus allen Epochen,

beginnend mit dem berühmten Dürer Holzschnitt von 1515, zu erwerben.

Martin Sperlich war – in der Tradition Wilhelm von Bodes – immer ein

engagierter Befürworter des Dreiklangs „Museen – Sammler – Handel“.

Keine Institution hat davon so sehr profitiert wie die Berliner Museen

in der Zeit von 1883 bis 1933. In diesem Sinne hat Martin Sperlich auch

dem deutschen Kunsthandel für die Ausstellung ORANGERIE die große

Orangerie des Schlosses Charlottenburg seit 1982 zur Verfügung gestellt.

Aus dieser Initiative ist dann später die Villa Grisebach entstanden.

Aus anhaltender Dankbarkeit erfüllt die Villa Grisebach mit dieser

Schenkung einen Wunsch der Schlösserverwaltung für eine bleibende

Erinnerungsstätte an diesen so vielfältig und fruchtbar wirkenden

Museumsdirektor für die Stadt Berlin.

Bernd Schultz
T 030 885915 51
bernd.schultz@grisebach.com