Pressemeldungen 2019
Berlin, 3. Dezember 2019: Starker Herbst bei Grisebach; Weltrekord für Franz-Marc-Postkarte
Mit einem Gesamtergebnis von 20 Mio.* blickt Grisebach auf eine höchst erfolgreiche Herbstsaison zurück. Schon am ersten Tag des viertägigen Auktionsmarathons fiel in der Photoauktion der erste Rekord:
August Sanders 70-teilige Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ konnte für phänomenale 949.000 EUR versteigert werden (Schätzung 300.000 EUR). Die untere Gesamtschätzung der Auktion wurde verdoppelt.
Im vielbebotenen 19. Jahrhundert gab es Überraschungen: Das Titellos, Max Pietschmanns großartiges Bildnis eines Akademiemodels in Dresden von 1885, mobilisierte 17 Telefon- und mehrere Saalbieter: Für 75.000 EUR (Schätzung 6.000 EUR) ging es in den amerikanischen Handel. Nochspektakulärer war die Steigerung von 6.000 EUR auf 102.500 EUR für Osmar Schindlers „Germanischen Krieger mit Helm“ aus dem Jahr 1902 (Privat, Europa).
Die ORANGERIE-Auktion setzte unter dem Slogan „Große Tiere. Von animalisch bis politisch” über 1,2 Millionen Euro um. Das kuratierte Cross-Over der Epochen und Werke aus bildender und angewandter Kunst – von der chinesischen Schildkröte der Han-Dynastie (33.750 EUR) über Porzellan-Möpse aus Meissen von 1749 (62.500 EUR) bis zu Louise Bourgeois’ Pranke von 1993 (45.000 EUR) – inspirierte nicht nur das deutschsprachige Publikum zu Geboten. Emil Noldes Löwin (87.500 EUR) und Richard Müllers Prometheus mit Geier (56.250 EUR) sowie die mehrteilige Fotoinstallation der „Alliierten“ von Frank Thiel (112.500 EUR) sind exemplarisch für die guten Ergebnisse.
In der Klassischen Moderne galoppierten die Gebote bei Franz Marcs Postkarte mit grünem und weißem Pferd in Weltrekordhöhe: Mit 781.000 EUR gewann ein süddeutscher Privatsammler das Rennen (Schätzung 250.000 EUR). Zwei museale Meisterwerke waren Lovis Corinths „Selbstportrait am Walchensee“ und Max Pechsteins Frauenbildnis „Die hellgrüne Jacke“, die mit jeweils 525.000 EUR nach Nordrhein-Westfalen gingen. Teuerstes Los des Abends mit „Ausgewählten Werken“ wurde Marc Chagalls Spätwerk „Les fiancés aux anémones“ von 1979, das für 1.195.000 EUR unter Vorbehalt zugeschlagen wurde. Es wurde zugunsten des christlich-jüdischen Hilfswerks Kiriat Yearim versteigert.
Ein vollbesetzter Saal und zahlreiche Telefonbieter sorgten für eine hervorragende Verkaufsquote im Bereich der Zeitgenössischen Kunst. Schon in den „Ausgewählten Werken“ zeigte sich das Interesse an der Kunst der Gegenwart: Günter Förgs „Bleibild“ von 1991 ging für 312.500 EUR in eine deutsche Sammlung (Schätzung 250.000 EUR), und Gotthard Graubners Farbkissen erstritt ein Sammler aus dem Rheinland für 175.000 EUR (Schätzung 100.000 EUR). Am Folgetag setzte sich die gute Stimmung im Auktionssaal fort: Kirkeby, „Untitled“, 1981, 112.500 EUR (Schätzung 40.000 EUR), Lüpertz, „Triumph der Linie“, 1977, 77.500 EUR (Schätzung 35.000 EUR), Genzken, „Weltempfänger“, 52.500 EUR (Schätzung 25.000 EUR). Unter großem Applaus wurde Thomas Zipps „Medicine #1“ zugunsten von Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika für 81.250 EUR (Schätzung 6.000 EUR) zugeschlagen.
Mit dem Ergebnis der Herbstauktionen ist Grisebach sehr zufrieden.
Micaela Kapitzky
* Alle Ergebnisse inkl. Aufgeld
Berlin, 21. November 2019: Jakob Mattner
Grisebach
freut sich, anlässlich der Verleihung des Folker-Skulima-Preises an
Jakob Mattner (*1946) für dessen künstlerisches Lebenswerk eine
umfassende Werkschau des Künstlers zu zeigen.
Die Ausstellung
versammelt über 50 Papierarbeiten, Gemälde, Skulpturen und
Installationen, die bereits in öffentlichen Institutionen wie der
Kestnergesellschaft Hannover, der Nationalgalerie Berlin, dem ZKM
Karlsruhe, dem New School Art Center New York oder auf der Site, Santa
Fe gezeigt wurden, oder aus bedeutenden Privatsammlungen wie der
Sammlung Rudolf Zwirner oder der Sammlung Peter Raue stammen.
Ausgebildet
als Bildhauer an der staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin
und gefördert durch Stipendien und Preise in Italien und Frankreich und
im bewussten Alleingang hat Jakob Mattners zeichnerisches, malerisches
und skulpturales Werk sich in den Übergängen von Licht und Dunkel
entwickelt.
Raum- und Licht-Erlebnisse in den Kirchen Lübecks
oder der Kathedrale von Bologna, das chiaroscuro Caravaggios, die
Ikonizität von Malevich oder die Licht-Dynamik von Moholy-Nagy, aber
auch der nachrevolutionäre Konstruktivismus bis hin zu den einfachen
Mitteln der Arte Povera haben ihn beeinflusst. Einzigartig hat Mattner
seit den 70er Jahren ein photo-poetisches Phänomen entwickelt, ohne je
zum Medium Photographie zu greifen. Seine Malereien schütten das Licht
zu nie erblickten Landschaften, seine Helios-Negative und die
Lichtskulpturen haben flüchtige Räume geschaffen, nicht reproduzierbare
Innenräume einer Camera Obscura, die Enkaustik – Wachs auf Papier –
erfüllt und verdichtet historische Räume möglicher Erinnerungen.
Leitmotiv
der Ausstellung ist das Thema der Imagination und des
Perspektiven-Wechsels, aber auch die Poe-tisierung der Welt zu einer
wiederum eigenen Realität. In ihrer Fülle an Werken bietet die Schau
eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Œuvre von Jakob Mattner, in
dem sie die Vielseitigkeit seines Schaffens zeigt. Sein Werk ist in
Europa, Russland, den USA und Südamerika ausgestellt worden, der
Künstler lebt in Berlin und wird durch die Galerie Michael Haas
vertreten.
Vernissage und Preisverleihung der Stiftung Folker Skulima an Jakob Mattner
Donnerstag, 12. Dezember 2019, 18 Uhr
Grisebach, Fasanenstraße 27, 10719 Berlin
Ausstellung
13. Dezember 2019 bis 31. Januar 2020
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr
Berlin, 11. November 2019: Wir schlagen zurück! Absolut am Puls der jüngeren deutschen Geschichte präsentiert sich das Angebot der zeitgenössischen Kunst bei Grisebach.
Während sich gerade der
Fall der Mauer zum dreißigsten Mal jährt, blickt der Berliner Maler
Norbert Bisky diesen Herbst in zwei parallel stattfindenden
Ausstellungen in Berlin und Potsdam im Spiegel seiner persönlichen
Erfahrung-en auf das Ende der DDR und die bewegten Nachwendejahre
zurück. Direkt auf diesen Horizont eines Landes, das mehr denn je auf
der Suche nach einer gemeinsamen Identität ist, bezieht sich Norbert
Bisky mit seiner Arbeit „wir schlagen zurück II“ von 2001 (EUR
40.000–60.000). In seinem für ihn typischen Spiel mit der Bildsprache
sozialistisch-idealisierender Propagandakunst liefert er einen
unverkennbaren Kommentar zu vergangenen Epochen deutscher Geschichte,
deren Heilsversprechen sich trotz sonnenhellen Anstrichs in keiner Weise
erfüllen konnten.
Mit weißer Hose statt weißer Weste kommt
auch die stoische Männerfigur Stefan Balkenhols daher, der seit jeher
eine sehr prägnante Position entwickelt, um der figurativen Skulptur
neues Leben einzuhauchen. Sein „Mann mit schwarzem Hemd und weißer Hose
auf grünem Sockel“, 2016 (EUR 65.000–85.000) begrüßte im letzten Jahr
2018 im Foyer der Kunsthalle Emden die Besucher mit
selbstbewusst-skeptischem Blick und kommt ebenfalls am 29. November zum
Aufruf.
Wahlverwandtschaften ganz eigener Art gehen die
Arbeiten der bedeutendsten Vertreter der figurativen deutschen Malerei
ein: So tritt Markus Lüpertz – zur Zeit im Münchner Haus der Kunst mit
einer großen Schau zu sehen – mit seinem „Triumph der Linie“ (1977, EUR
35.000–45.000) neben Norbert Schwontkowskis „Ella“ (2006, EUR
10.000–15.000), der seinerseits aktuell im Kunstmuseum Bonn zu sehen
ist. Lüpertz´ feines Gespür für das Mythologische trifft auf die
vernebelten Bildwelten Norbert Schwontkowskis, in denen der Künstler
eigenwillige Formen der Unschärfe erzeugt.
Mitten hinein in
den Sound der Popkultur geht es dagegen mit zwei ikonischen Arbeiten von
Isa Genzken („Weltempfänger“, EUR 25.000–35.000) und Thomas Bayrle
(„ELVIS“, 1995. EUR 30.000–40.000). Voll auf Sendung ging Isa Genzken im
Jahr 1982, als sie auf der Biennale in Venedig und auf der documenta in
Kassel einen alten Radioapparat auf einen weißen Sockel stellte und es
zum Kunstwerk erklärte.
Mit seinem Weltempfänger dürfte Thomas
Bayrle einst viel Elvis gehört haben, jedenfalls bietet der 1937
geborene Künstler eine schwungvolle Hommage an seine Heimatstadt
Frankfurt am Ende der Fünfziger Jahre, geprägt von der intellektuellen
Kultur der FAZ und der Frankfurter Rundschau, der Soziologie der
Frankfurter Schule, aber eben auch von den überall gegenwärtigen
amerikanischen GIs und dem Hype um jenen hüftschwingenden amerikanischen
Rockstar, der unter größter Medienaufmerksamkeit seinen Militärdienst
im Taunus antrat.
Verdichtet zur Abstraktion und mindestens
ebenso intensiv fokussieren sich die Arbeiten der international
gefeierten Malerin Katharina Grosse (Lot 710, 711, 839) und ihres
ehemaligen Lehrers Gotthard Graubner (Lot 754, 29*), die unser
Herbstangebot abrunden, auf das Medium der Farbe selbst. Gemeinsamer
Ausgangspunkt beider Künstler ist die Überzeugung von einer
überzeitlichen, existenziellen Kraft der Farbe, die sich unmittelbar auf
den Betrachter überträgt und physisch erlebbar wird.
Pressekontakt
Sarah Buschor
T +49 30 885915 65 sarah.buschor@grisebach.com
* Aus unserer Auktion Ausgewählte Werke am 28. November, 18 Uhr
Berlin, 6. November 2019: Von Corinth bis Lichtenstein – überraschende Gegenüberstellungen im neuen Format der Abendauktion bei GRISEBACH
Zeit für neue Narrative: Zukünftig bringt Grisebach
in seiner Abendauktion in gezielter Gegenüberstellung Highlights der
Moderne mit zeitgenössischen Positionen in einen Austausch, der manch
überraschenden Funken schlägt. So trifft Lovis Corinths kraftvoll
bewegtes Stillleben „Rosen, Tulpen, Flieder“ von 1916 (EUR
300.000–400.000) auf Roy Lichtensteins von Claude Monets Seerosen
inspirierte „Water Lilies“ von 1992 (EUR 200.000–300.000). Arnulf
Rainers düstere Übermalung der fotografierten Totenmaske von Karl Kraus
aus dem Jahr 1984 (EUR 40.000–60.000) erscheint hier plötzlich wie eine
zur Abstraktion verdichtete Wiederaufnahme von Käthe Kollwitz
eindringlicher Tuschzeichnung „Tod“ (1897, EUR 150.000–200.000). Auch
Max Beckmanns glanzvolle Darstellung „Kleine Landschaft aus Bandol“
(1938, EUR 300.000–500.000) und Heinrich Kühns Fotografie „Landschaft
mit Linden“ (EUR 100.000–120.000) – ein Meisterwerk des Piktorialismus –
bilden solch eine Paarung wechselseitiger Aufladung. An der Spitze des
Angebots der Modernen Kunst steht die Arbeit „Les fiancés aux anémones“
von Marc Chagall aus dem Jahr 1979 (EUR 1.000.000–1.500.000). Ein
souveränes Spätwerk, das Chagall auf dem Gipfel seiner Gestaltungskraft
zeigt und zugunsten des christlich-jüdischen Hilfswerks KIRIAT YEARIM
versteigert wird. Wichtiges Zeugnis des Expressionismus ist die
Künstlerpostkarte von Franz Marc mit dem Titel „Grünes und weißes Pferd“
(1913, EUR 250.000–350.000), während Max Pechsteins „Die hellgrüne
Jacke“ aus dem Jahr 1919 (EUR 400.000–600.000) farbstark die frühe
Brücke-Malerei markiert. Die Abteilung Zeitgenössische Kunst wartet mit
einer qualitätsvollen Offerte wichtiger deutscher Künstler auf. So tritt
eines der bedeutenden Bleibilder von Günther Förg („Ohne Titel“, 1991,
EUR 250.000–350.000) neben einen besonders eindrücklich aufglühenden
Farbbraumkörper von Gotthard Graubner, sein „bedecktes rot“ von 2001
(EUR 100.000–150.000).
Ein Cross-Over der Epochen inszeniert
dagegen die ORANGERIE-Auktion mit dem Titel „Große Tiere – von
animalisch bis politisch“. Artenvielfalt und Staatslenker amüsieren und
polarisieren in Design, Fotografie, Autographen und Bildender Kunst von
Jeff Koons, Emil Nolde, Pablo Picasso, Richard Wagner, Andy Warhol sowie
Marlene Dietrich und Louise Bourgeois. Der Preußenkönig Friedrich II.
erscheint im Karnevalskostüm auf einem gewaltigen Goldarmband
(1763/1863, EUR 40.000–60.000), während in der riesigen Eidechse der
portugiesischen Gegenwartskünstlerin Joana Vasconcelos menschliche
Handwerkskunst mit animalischer Kraft verschmilzt („O Desejado“, 2007,
EUR 40.000–60.000).
Spitzenlos der Auktion Photographie ist das
Konvolut von 70 Porträts aus „Menschen des 20. Jahrhunderts“ von August
Sander (EUR 300.000–500.000). Kurz vor seinem Tod hat Sander im Jahr
1961/63 noch diese Auswahl für seine letzte Ausstellung treffen können.
Die gesamte Offerte der Abteilung stammt aus einer europäischen
Unternehmenssammlung und präsentiert außerdem frühe Photographien des
19. Jahrhunderts mit Negres, Cameron und Kühn bis zu Klassikern der
Moderne um Renger-Patzsch, Steinert und Irving Penn.
Traditionell
beginnt die Auktionswoche am Mittwoch, 27. November mit der „Kunst des
19. Jahrhunderts“. Europäische Kunst- und Museumsgeschichte vereinen
sich in einem Werk von königlicher Provenienz – 1849 erwarb König Ernst
August I von Hannover mit dem „Wüstensandsturm“ ein Hauptwerk von
Hermann Kretzschmer (Los 128, EUR 120.000–150.000), welches als
Dauerleihgabe noch bis in jüngste Zeit im Hannoverschen Landesmuseum zu
sehen war. Desweiteren sticht die Zeichnung „Gebirgssee in südlicher
Landschaft“ hervor, um 1810 von Johann Wolfgang Goethe angefertigt (EUR
40.000–60.000) und einst im Besitz des bedeutenden Berliner Architekten
Johann Heinrich Strack. Die Galerie Belvedere in Wien restituierte ein
weiteres Schmuckstück aus der Sammlung des Verlegers Rudolf Mosse: Die
„Parklandschaft in Plankenberg“ von 1887 von Emil Jakob Schindler (EUR
50.000–70.000) ist ein Hauptwerk des „poetischen Realismus“. Der
berühmte Künstler hatte eine bald (noch) berühmtere Tochter - Alma
Mahler, Geliebte von Gustav Mahler, Oskar Kokoschka und Walter Gropius.
Unser Bild zeigt sie als Kind beim Pflücken des blühenden Flieders im
Garten des Familienanwesens.
Insgesamt werden an vier
Auktionstagen 1438 Kunstwerke mit einer mittleren Gesamtschätzung von 20
Millionen in 8 Katalogen bei Grisebach angeboten.
Die Vorbesichtigung in Berlin beginnt am 22. November in der Fasanenstraße 25, 27 und 73.
Micaela Kapitzky
Berlin, 30. Oktober 2019: Highlights – Kunst des 19. Jahrhunderts bei Grisebach
Auktion Nr. 310
am 27. November 2019, 15 Uhr
Den
Auftakt der diesjährigen Herbstauktion machen zwei herausragende
Zeichner der deutschen Romantik: Die Künstler-Brüder Ernst und Bernhard
Fries. Die Arbeiten aus dem Künstlernachlass zeigen die erstaunliche
Bandbreite ihres höchst virtuosen, „privaten“ Schaffens, das von den
1820er bis 1870er Jahre reicht (Lose 100-120).
Europäische
Kunst- und Museumsgeschichte vereinen sich in einem Werk von königlicher
Provenienz: bereits 1849 erwarb König Ernst August I von Hannover mit
dem „Wüstensandsturm“ ein Hauptwerk des „ersten Berliner Orientmalers“
Hermann Kretzschmer (Los 128, 120.000- 150.000 EUR). Die erste Fassung
gehört zur Gründungssammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig.
Unser Gemälde war als Dauerleihgabe noch bis in jüngste Zeit im
Hannoverschen Landesmuseum zu sehen. In Kretzschmers sinnlichem
Seherlebnis ndet die von Künstlern wie Eugène Delacroix gefeierte
Orientbegeisterung ein ausdrucksstarkes nordisches Pendant.
„Kennst
du das Land...?“ - Niemand hat unser Italienbild so stark geprägt wie
Johann Wolfgang von Goethe. Selbst geschult von Künstlerfreunden wie
Heinrich Wilhelm Tischbein und Jacob Philipp Hackert zeichnete der
Dichterfürst sein Italien um 1810 aus der Erinnerung. Der erste Besitzer
der Zeichnung „Gebirgssee in südlicher Landschaft“ (Los 147) war der
bedeutende Berliner Architekt Johann Heinrich Strack, dem Goethe das
Blatt 1830 möglicherweise noch persönlich schenkte. Das kostbare Unikat
wird mit einer Schätzung von 40.000-60.000 EUR angeboten.
Die
Österreichische Galerie Belvedere in Wien restituierte ein weiteres
Schmuckstück aus der bedeutenden Kunstsammlung des Verlegers Rudolf
Mosse: Die „Parklandschaft in Plankenberg“ von 1887 von Emil Jakob
Schindler (Los 181; SP: 50.000-70.000 EUR) ist ein Hauptwerk des
„poetischen Realismus“. Der berühmte Künstler hatte eine bald (noch)
berühmtere Tochter - Alma Mahler, die umschwärmteste femme fatale ihrer
Zeit, Geliebte von Gustav Mahler, Oskar Kokoschka und Walter Gropius.
Unser Bild zeigt sie als Kind beim Pflücken des duftig-blühenden
Flieders im Garten des Familienanwesens.
Schon vor 120 Jahren
trat Karl Wilhelm Diefenbach in Kutte und Sandalen vor die
Öffentlichkeit, predigte gegen den „Verzehr von Tierfetzen“, schrieb in
großen Lettern das Motto „Humanitas“ über die Pforten seiner Kommune und
wanderte – konsequent zu Fuß – über die Alpen. Damals als
„Kohlrabi-Apostel“ verspottet, erscheint er uns heute als Vordenker
eines ökologischen Utopia, als Prophet einer „anderen Moderne“. Mit
„Ephebe“ (Los 223, SP: 15.000-20.000 EUR) und „Nächtliches Bad bei den
Faraglioni“ (Los 224, SP: 10.000-15.000 EUR) präsentieren wir zwei
Hauptwerke, die wohl noch bei dem auf Capri lebenden Künstler persönlich
erworben wurden und bis heute in Familienbesitz verblieben.
Weitere
Highlights sind Lovis Corinths „Bacchant” von 1913 (SP: 100.000-150.000
EUR) und ein frühes Werk von Max Liebermann: Der „Bauernhof in
Barbizon” (SP: 80.000-120.000 EUR) ist in Form, Format und Ausführung
ein einzigartiges Zeugnis seiner für sein Œuvre so zentralen
Auseinandersetzung mit den Barbizonisten.
Dresden 2.0 – so
lautet der Schlussakkord der diesjährigen Herbstauktion. Die „Enkel“ von
Caspar David Friedrich und Co. setzen neue Akzente an der ehrwürdigen
Akademie. Nicht mehr Natur und Landschaft bilden ihr Hauptinteresse: auf
dem Prüfstand steht der Mensch und seine physische und psychische
Erscheinung, die erbarmungslos nüchtern inspiziert wird. Porträtierte
Modelle werden zu Zeitkommentaren einer modernen Gesellschaft. Tommy
Todtmann, ein afrikanisches Akademiemodell, steht mit verschränkten
Armen lässig – irgendwo. Wir könnten ihm heute noch an der nächsten
Kreuzung begegnen. Nicht nur der bekannte Impressionist Robert Sterl
setzte ihn malerisch in Szene, sondern auch sein Kommilitone Max
Pietschmann, dessen Todtmann-Porträt unser Cover ziert (Los 237, SP:
6000-8000 EUR). Pietschmanns ausgeleuchtete weibliche Rückenakte
verweisen dagegen mehr auf die unterkühlte Schönheit der
Realismus-Avantgarden des 20. und 21. Jahrhunderts (Los 236 und 241; SP:
je 3000-4000 EUR). Osmar Schindlers „Germanischer Krieger mit Helm“ von
1902 (SP: 6.000-8.000 EUR) wiederum verfügt zwar über die erforderliche
Heldenstatur, seine Ausstattung und die rot geschminkten Lippen jedoch
erscheinen burlesk. Moderne Typen werden zu Hauptakteuren einer mutigen
Kunst, die zu entdecken sich lohnt – eben weil sie mit so unverblümter
Direktheit zu uns spricht.
Pressekontakt Sarah Buschor
T 030 885915 65 sarah.buschor@grisebach.com
Berlin, 9. Oktober 2019: Sammlung Zwirner bei Grisebach
Grisebach
freut sich, anläßlich der Buchvorstellung von Rudolf Zwirners
Autobiografie „Ich wollte immer Gegenwart“, die von Nicola Kuhn
aufgeschrieben und im Wienand Verlag erschienen ist, eine Auswahl von
Werken auf Papier aus der Sammlung Zwirner zu zeigen.
In seiner
Kölner Galerie zeigte der leidenschaftliche Kunsthändler seit Beginn der
1960er-Jahre in rund 300 Ausstellungen Werke von Ikonen wie Andy
Warhol, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Für seinen wichtigsten Sammler
Peter Ludwig erwarb er zahlreiche Hauptwerke der Moderne. Sie sind bis
heute die Highlights des nach ihm benannten Kölner Museums.
Kölns
Status als Kunstmetropole ist nicht zuletzt Rudolf Zwirner als
Mitbegründer der ersten Messe für zeitgenössische Kunst 1967 zu
verdanken, die auf der ganzen Welt Maßstäbe setzte. Seit 1996 lebt und
arbeitet Rudolf Zwirner wieder in seiner Heimatstadt Berlin.
Die
Sammlung Zwirner hat jedoch wenig mit seiner beruflichen Tätigkeit als
Kunsthändler zu tun, sondern umfasst vielmehr Werke von KünstlerInnen,
die er kaum je vertreten oder verkauft hat. Eine verbindende Klammer
bildet seine Vorliebe für Kunst auf Papier, die ein breites Spektrum
unterschiedlicher Epochen und Regionen vereint: europäische
Handzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts, ostasiatische Kunst vom
16. bis 20. Jahrhundert, Werke der klassischen Moderne genauso wie
zeitgenössische und Outsider Kunst. Es ist eine Liebhabersammlung ohne
jeglichen Anspruch auf Systematik, dafür mit großem Spürsinn für
künstlerische Qualität.
Unter den europäischen Handzeichnungen
des 18. und 19. Jahrhunderts finden sich das forsche Portrait eines
jungen Mannes mit Barett von Giovanni Battista Piazzetta, eine Gouache
von Pierre Paul Prudhon von 1808, die eine Vorstudie zur berühmten
„Entführung der Psyche durch Zephyr“ im Louvre bildet, eine
Venezianische Landschaft von Francesco Guardi, das Pastell einer Mutter
mit Kind im Omnibus um 1848 von Adolph Menzel und eine nahezu abstrakte
Darstellung von Victor Hugo. Das Aquarell eines Grabmals von Hubert
Robert von 1798, die delikate Tuschzeichnung eines Brunnens von
Ferdinand Olivier und die schmissige Federzeichnung der Anbetung der
Könige von Giovanni Domenico Tiepolo um 1750 stellen weitere Preziosen
dar.
Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind ein
Selbstbildnis von Lovis Corinth von 1921, zwei weibliche Akte von Jean
Fautrier von 1943/44, ein Pastell von Auguste Giacometti 1926, eine
Collage von Henri Laurens und ein frühes Stillleben von Louis Soutter
aus dem Jahr 1906 zu sehen.
Die ostasiatische Kunst wird von der
japanischen Dichterin Ono no Komachi repräsentiert, deren Porträt mit
der Kalligraphie eines ihrer Gedichte aus der Tosa Schule um 1600
stammt.
Aus dem Bereich der Art Brut sind intensive Zeichnungen von James Castle, Michael Paule und Foma Jaremtschuk vertreten.
Den
umfangreichsten Sammlungsschwerpunkt bildet jedoch die zeitgenössische
Kunst, die zumeist in groößeren Werkgruppen über viele Jahre seit Ende
der Galeriezeit bis heute gesammelt worden ist. Sowohl internationale
KünstlerInnen wie Marcel Dzama, Simon Lewis, Pavel Pepperstein, Raymond
Pettibon und Al Taylor als auch in Berlin lebende KünstlerInnen wie
Laura Bruce, Elgar Farber, Jakob Mattner, Bernd Ribbeck und Albrecht
Schäfer zählen zu den Favoriten der Sammlung Zwirner.
Die
Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung mit Rudolf Zwirner und Nicola
Kuhn findet am 24. Oktober 2019 um 18 Uhr in der Fasanenstraße 25 in
Berlin statt.
Anna Ballestrem
T +49 (0)30 885 915 4490
anna.ballestrem@grisebach.com
Pressekontakt
Sarah Buschor
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Ausstellung
23. Oktober bis 2. November 2019
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr
Berlin, 4. Juli 2019: Rudi Weissenstein – Exil und Fotografie
Eine Ausstellung mit Rudi Weissenstein, Ellen Auerbach und Christian Boltanski, kuratiert von Dr. Sarah Hadda
Zusammen mit Gastkuratorin Dr. Sarah Hadda freut sich Grisebach, ab
dem 25. Juli 2019 die Ausstellung „Rudi Weissenstein – Exil und
Fotografie“ zu zeigen.
Rudi Weissenstein (1910 Iglau, Böhmen - 1992 Tel Aviv) war einer der
größten Fotografen Israels. Er dokumentierte das Alltagsleben des sich
im Aufbau befindenden jüdischen Staates; dabei war der Traum einer
Heimat sein großes Thema.
Hinter seinen optimistischen Bildern verbergen sich die komplexe
Psychologie und ambivalenten Emotionen der Exilant*innen. Weissensteins
Werke beschäftigen sich mit den Themen Hoffnung, Aufbau und Identität.
Angetrieben und geprägt vom Verlust seiner alten Heimat, wird in seinen
Bildern die Rolle von Identität bei der Erschaffung einer neuen
Gesellschaft sichtbar. Dabei spielen individuelle Erfahrungen ebenso wie
soziale Erinnerung eine wesentliche Rolle. Gerade sein Beispiel aus
Palästina zeigt, wie divers die Exilbedingungen für Fotografen aus
Deutschland waren. Wie viele andere musste sich Rudi Weissenstein seine
Existenz mühsam aufbauen mit seinem Laden Pri Or (Hebräisch: Fotohaus),
in dem er Touristen-, Strand- oder Aufnahmen von Soldaten verkaufte.
Einen ähnlichen Weg durchlief die Fotokünstlerin Ellen Auerbach (1906
Karlsruhe – 2004 New York City), die drei Jahre zuvor, 1933,
auswanderte und mit ihrer Freundin Liselotte Grschebina in Tel Aviv
unter dem Namen Ishon (Hebräisch: Augapfel – Pupille) ein kleines Studio
für Kinderportraits gründete, bevor sie ihre Lebensreise weiter nach
London und New York führte. Dank Leihgaben der Akademie der Künste
Berlin finden auch Ellen Auerbachs Werke Eingang in die Ausstellung, um
das Thema Exil und Fotografie zu vertiefen.
In der Ausstellung werden zudem Werke des Künstlers Christian
Boltanski (*1944 – lebt in Paris) gezeigt. Boltanskis gepflasterte
Fotowand „Die Jüdische Schule“ (aus dem Portfolio „The Frozen Leopard“
II, 1992) gemahnt beispielsweise an die Vergessenen, die wie Siegfried
Kracauer es formulierte wie „unter einer Schneedecke vergraben“ zu sein
scheinen.
Die Ausstellung mit größtenteils noch nie gezeigten Werken von
Weissenstein untersucht so im Verbund mit Arbeiten seiner Zeitgenossin
Ellen Auerbach nicht nur die kunsthistorischen Merkmale der Fotokunst
Weissensteins, sondern vertieft und vergegenwärtigt über den Konnex mit
Christian Boltanskis Werken das große Thema der Erinnerung – sowohl der
eigenen als auch der kollektiven.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 25. Juli 2019 um 18 Uhr in
der Fasanenstraße 27 in Berlin statt. Es spricht Prof. Dr. Liliane
Weissberg (University of Pennsylvania).
Anna Ballestrem
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Eröffnung
25. Juli 2019, 18 bis 21 Uhr
Grisebach, Fasanenstraße 27, 10719 Berlin
Ausstellung
26. Juli bis 21. September 2019
Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr
Berlin, 4. Juni 2019: Grisebach feierte 100 Jahre Bauhaus! Ergebnisse der Frühjahrsauktionen in Berlin
Das
Bauhaus feiert seinen hundertsten Geburtstag und Grisebach feierte mit:
249 Kunstwerke aus unterschiedlichsten Bereichen erfreuten sich in der
ORANGERIE-Auktion „bauhaus forever!“ großer Nachfrage. Das Spitzenlos
war das Kaffee- und Teeservice von Naum Slutzky, das sich das Museum für
Kunst und Gewerbe Hamburg für EUR 225.000* sicherte. Ein kompletter
Satz der legendären Bauhaus-Postkarten von 1923 ging für EUR 206.250 in
eine nordrhein-westfälische Privatsammlung. Ausgesprochen gut verkauften
sich die Lose aus dem Nachlaß des Bauhaus-Künstlers Ludwig
Hirschfeld-Mack, darunter das Fotogramm „Reflektorisches Farbenspiel“
von 1923, das seinen Preis mit EUR 62.500 mehr als verdoppelte.
Ein Bauhaus-Künstler stellte auch das teuerste Werk in den
Ausgewählten Werken: Paul Klees „Dryaden“ von 1939 war einem
niedersächsischen Privatsammler EUR 500.000 wert. Gabriele Münters
„Heuhocken in Murnau“ ging für EUR 462.500 in eine süddeutsche
Privatsammlung. Die Gemälde von Max Liebermann und Lovis Corinth
erzielten EUR 375.000 und EUR 312.500. Spannende Bietgefechte
entbrannten in der Nachkriegskunst, etwa für Ernst Wilhelm Nays „Rot in
tiefem Klang“, das von EUR 120.000 auf EUR 437.500 kletterte.
Positive Überraschungen gab es in der Auktion Zeitgenössische
Kunst, in der das Gesamtergebnis die untere Schätzung klar übertraf.
Hier stieg Günther Förgs „Ohne Titel“ von 1995 mit einer Schätzung von
EUR 40.000 auf EUR 112.500 und Werner Berges’ „Vanessa“ wurde durch
mehrere Bieter an den Telefonen und im Saal bei einer Schätzung von EUR
12.000 auf EUR 72.500 gehoben. Bridget Rileys Farbstudie erreichte durch
viele internationale Gebote EUR 90.000 (Schätzung EUR 20.000). Eine der
beiden Großskulpturen von Tony Cragg ging für EUR 175.000 in eine
österreichische Privatsammlung.
Für Aufsehen sorgten in der Fotografie-Auktion etwa die zwei
„Maskenselbstbildnisse Nr. 11+39A, Dessau“ der Bauhaus-Fotografin
Gertrud Arndt von 1930: Erst nach langen Bietgefechten fanden die
jeweils auf EUR 3.000 geschätzten Arbeiten für EUR 20.000 sowie EUR
56.250 (Handel Berlin / Privatsammlung, USA) ihre neuen Besitzer. Das
Porträt Lyonel Feiningers, aufgenommen von seinem Sohn Andreas, 1928, in
Dessau, war auf EUR 5.000 taxiert und erzielte am Ende EUR 18.750
(Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen).
Bestens war die Stimmung in der Auktion der Kunst des 19.
Jahrhunderts, wo von Beginn bis zum Schluß spannungsreiche Bietgefechte
für Aufmerksamkeit sorgten. Teuerstes Los war Adolph Menzels Zeichnung
vom Inneren der Stiftskirche in Einsiedeln, das bei einer Schätzung von
EUR 60.000 für EUR 275.000 einem Schweizer Privatsammler verkauft
wurde. Eine Ikone der Kunstgeschichte, Carl Philipp Fohrs erst jüngst
vom Berliner Kupferstichkabinett restituierte Bildnis seines Freundes
Sigismund Ruhl von 1816, fand für EUR 122.500 den Weg in eine bedeutende
Privatsammlung. Auch Fritz von Uhdes museale „Holländische Nähstube“
kletterte von geschätzten EUR 40.000 auf EUR 168.750. Die Überraschung
des Nachmittags aber war das auf EUR 2.500 taxierte Selbstbildnis Karl
Stauffer-Berns aus der Sammlung von Rudolf Mosse, das für sagenhafte EUR
143.750 verkauft wurde.
Die Frühjahrsauktionen schlossen mit einem Gesamt-ergebnis von EUR 15,3 Mio. ab.
Micaela Kapitzky
Berlin, 4. Juni 2019
* Alle Ergebnisse inkl. Aufgeld
Berlin, 6. Mai 2019: Aus Familienbesitz. GRISEBACH präsentiert marktfrische Kunstwerke der Klassischen Moderne und stellt Bauhaus und Zeitgenossen in den Dialog.
Gleich zwei besondere Gemälde, die
sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz befinden, werden
am 30. Mai in Berlin versteigert: „Helle Rosen“ von Lovis Corinth aus
dem Jahr 1915, ein vibrierendes Blumenstillleben mit ungeheurer Verve
gemalt, ist auf EUR 250.000–350.000 geschätzt. Das Bild befindet sich
seit 1917 in Familienbesitz. Besonderes Augenmerk verdienen auch Paula
Modersohn-Beckers „Brustbild eines Mädchens nach links vor Birken“ von
1903, das sich lange im Besitz der Familie der Künstlerin befand (EUR
120.000–150.000), sowie verschiedene kolorierte Postkarten der
Brücke-Künstler Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Erich Heckel
(bis EUR 25.000–35.000). Eine bezaubernde Rarität ist auch der farbige
Gruß „Steinbock im Gebirge“ von Franz Marc aus dem Jahr 1913 (EUR
40.000–60.000). Weitere Entdeckungen im Moderne-Angebot sind unter
anderem das „Stilleben in Grau“ von Max Pechstein von 1913 (EUR
500.000–700.000), die „Fischräucherei am Bahngleis“ von Karl
Schmidt-Rottluff aus dem Jahr 1937 (Schätzung EUR 400.000–600.000) oder
das neusachliche Gemälde „Mädchen mit Schafen“ von Georg Schrimpf aus
dem Jahr 1923 (EUR 180.000–240.000). Ein Jahr vor seinem Tod malte Paul
Klee die „Dryaden“ in Öl auf Papier, die auf EUR 400.000–600.000
geschätzt sind.
Das Bauhaus wird 100 – die ORANGERIE feiert mit und bietet
ebenfalls Kunstwerke an, die über knapp ein Jahrhundert in
Familienbesitz waren. Darunter läßt ein ganzes Konvolut von Grafiken,
Gemälden und der sog. Pädagogi-schen Puppenstube von Ludwig
Hirschfeld-Mack (EUR 8.000–10.000), diesen großen Visionär des Weimarer
Bauhauses wieder entdecken: Herausragend ist das Originalfoto zum
„Reflektorischen Farbenspiel“ von 1923 (EUR 25.000–30.000), das im
berühmten Bauhaus-Buch 1927 publiziert, 1938 im MoMa in New York gezeigt
und nun von der Familie eingeliefert wurde. Die Erben des Hamburger
Architekten Fritz Block vertrauten uns das ikonische Tee- und
Kaffeeservice vom Goldschmiedemeister am Bauhaus, Naum Slutzky an, das
1927 entstand und die Blocks bei der Vertreibung nach Los Angeles
begleitet hatte (EUR 180.000–240.000). Die „bauhaus forever!“-Auktion
schlägt den historischen Bogen von der originalen Bauhaus-Leuchte von
Wilhelm Wagenfeld von 1924 (EUR 100.000–150.000) bis hin zu László
Moholy-Nagys „Expressionist Composition“ von 1946 (EUR 120.000–150.000),
widmet sich aber auch mit neugierig-lustvollem Blick überraschenden
Vorläufern und Nachfolgern der Idee Bauhaus.
Das Hauptlos der Auktion für Zeitgenössische Kunst ist Gerhard
Richters Gemälde aus der Serie „Fuji“ von 1996, ein besonders
kraftvolles Exemplar, für das der Künstler mit Ölfarbe und Rakel eine
einzigartige, komplexe und viel-schichtige Farboberfläche erzeugte (EUR
300.000–400.000). Ein weiteres Glanzlicht ist das frühe Farbkissen
„Farbraumkörper“ von Gotthard Graubner aus dem Jahr 1972 (EUR
100.000–150.000). Mit Ulrich Erben ist einer der wichtigsten
zeitgenössischen Vertreter der konkreten Malerei in Deutschland
vertreten. Seine Arbeit „Rot und Blau“ von 1988, ist sein erstes
mehrfarbiges Gemälde in Acryl auf Leinwand nach einer längeren Phase der
monochromen und konstruktivistischen Malerei, welches den Beginn seiner
Serie „Farben der Erinnerung“ markiert (EUR 35.000–45.000). Eine
besondere Entdeckung ist die Arbeit „Wool“ von Rosemarie Trockel. Sie
webt das von Francesco Saroglia entworfene internationale
Wooltrade-Zeichen in ihren Teppich aus Wolle, ein in der
zeitgenössischen Kunst ungewöhnliches, traditionell weiblich
konnotiertes Material (EUR 80.000–120.000).
Auch die Abteilung Kunst des 19. Jahrhunderts kann mit einem
hochwertigen Angebot aufwarten: ein Meisterstück Menzelscher
Zeichenkunst ist seine Arbeit „Inneres der Stiftskirche zu Einsiedeln“
aus dem Jahr 1881, welche auf EUR 60.000–80.000 geschätzt ist. Carl
Philipp Fohrs „Bildnis Ludwig Sigismund Ruhl“ von 1816 ist ein weiteres
Meisterwerk auf Papier (EUR 25.000–35.000) und Ikone der
frühromantischen deutschen Zeichenkunst. Ein museales Ölgemälde von
Fritz von Uhde, „Holländische Nähstube“ von 1882 – der Einfluß des
französischen Impressionismus und die Nähe zu Liebermann sind
unübersehbar – ist auf EUR 40.000–60.000 geschätzt. Die beiden
„typischen“ Arbeiten für die frühe Dresdner Malerei von Carl Gustav
Carus, dem dritten Hauptmeister der Dresdner Romantik, sind mit EUR
25.000–35.000 („Weidenstamm mit Unterholz“, um 1820) und EUR
18.000–24.000 („Tannen“, um 1840) angesetzt.
Besondere Sammlerstücke gibt es in der Abteilung Photographie zu
entdecken: Eine absolute Rarität ist die Arbeit „Triebwerk einer
Lokomotive“ von 1925 von Albert Renger-Patzsch (EUR 40.000-60.000). Da
der Markt für Renger-Patzsch auch international wächst, werden seine
Arbeiten immer begehrter. Wie kaum ein anderer prägte Irving Penn die
Photographie. „Young Berber Shepherdess, Morocco“ aus unserer Auktion,
datiert 1971, wurde von Vogue an Natalia Vodianovas Charity Auktion
zugunsten der Naked Heart Foundation, New York, an den derzeitigen
Eigentümer verkauft (EUR 50.000–70.000). Von einem weiteren grossen
amerikanischen Fotografen Robert Mapplethorpe – er war eng mit Patti
Smith befreundet - werden wir das besondere Stilleben „Rose with Smoke“
von 1985 versteigern (EUR 30.000–40.000). Ein weiteres Spitzenlos bildet
František Drtikols Arbeit „Composition au nu aux poires“ von 1925 (EUR
40.000–60.000), ein Beispiel für dessen typisch „kulissenhafte“ Welten.
Insgesamt werden bei den Frühjahrsauktionen vom 29. Mai bis 1.
Juni über 1.640 Kunstwerke mit einem unteren Schätzpreis von insgesamt
EUR 15,0 Mio. versteigert. Die Vorbesichtigung in Berlin beginnt am 24.
Mai und endet am 28. Mai in drei Standorten in der Fasanenstraße (25,
27, 73).
Micaela Kapitzky
Vorbesichtigungen
Berlin, 24. bis 28. Mai 2019
Grisebach, Fasanenstraße 25, 27 und 73
Fr. bis Mo. 10 bis 18 Uhr, Di. 10 bis 15 Uhr
Frühjahrsauktionen
29. Mai bis 1. Juni 2019
Berlin, 22. März 2019: Grisebach versteigert Fotografien von Georg Stefan Troller aus seiner frühen Pariser Zeit
Der
Schriftsteller und Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller (* 1921 Wien)
ist dem deutschen Publikum vor allem durch seine langjährigen
Fernsehserien „Pariser Journal“ und „Personenbeschreibung“ bestens
vertraut. Kaum jemand kennt Paris so gut wie er. Nachdem er sich 1949
dauerhaft an der Seine niedergelassen hatte, begann Troller mit seiner
Leica-Kleinbildkamera die abseitigeren und zum Abriss verurteilten
Viertel der Stadt zu erkunden.
Die verloren geglaubten Original-Abzüge aus der Zeit um 1953-1956
wurden erst 2017 von seiner Tochter wiederentdeckt und liegen uns
vollzählig vor.
Am Mittwoch, den 29. Mai 2019 bietet Grisebach nun 58 Vintage
Abzüge von Georg Stefan Troller in der Auktion „Photographie“ an
(Silbergelatineabzüge. Von ca. 15 x 10 cm bis 20 x 13 cm, Schätzpreis
für das Konvolut: EUR 15.000–20.000).
Diandra Donecker, Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilung
Photographie: „Es ist aufregend und etwas besonderes, nicht nur ein,
zwei Fotos, sondern gleich ein ganzes Konvolut von 58 Vintage-Abzügen
dieses einzigartigen Chronisten anbieten zu dürfen. Georg Stefan Troller
hat in diesen Bildern seinen Traum von Paris eingefangen. Mit einem
zärtlichen, intelligenten Blick liefert er die Moment-aufnahme einer
Stadt, wie sie heute nicht mehr existiert. Die Fotografien sind Zeugnis
seiner Lebensgeschichte und zugleich Dokumentation einer Metropole im
Wandel. Die Seltenheit und besondere Provenienz der Aufnahmen werden bei
Privatsammlern und Institutionen auf Begeisterung stoßen.“
Begleitend möchten wir Sie einladen:
Georg Stefan Troller liest aus seinem Buch „Pariser Traum“ am Donnerstag, 9. Mai um 18 Uhr in der Villa
Grisebach, Fasanenstraße 25, Berlin.
Sarah Buschor
Presse und Kommunikation
T +49 (0)30 885915 65
sarah.buschor@grisebach.com
Berlin, 22. März 2019
Berlin, im März 2019: Grisebach setzt Zeichen
Mit der Wahl von Sarah Miltenberger als Leiterin der
Abteilung Zeitgenössische Kunst gelingt Grisebach eine starke Besetzung:
Im Kunsthandel erfahren, international bestens vernetzt, kommt Sarah
Miltenberger von der König Galerie, wo sie von 2015 bis heute als Senior
Director tätig war. Stationen davor waren Carlier Gebauer, die Galerie
Zink und Eigen & Art.
Mit dieser personellen Verstärkung wendet sich Grisebach noch
gezielter dem zeitgenössischen internationalen Marktgeschehen zu und
festigt hier weiter die bereits starke Position – ein wichtiger Schritt
bei der Umsetzung unserer aktuellen Unternehmensstrategie. Der tragenden
Säule des Hauses – der Klassischen Moderne – werden die Zeitgenossen
gleichwertig zur Seite gestellt. Dies ist ein deutliches Signal für
Internationalität, Zukunft und Wachstum des Auktionshauses.
Der bisherige Leiter unserer Münchner Dependance und Experte für Zeitgenössische Kunst, Jesco von Puttkamer,
wird als Senior Director und Senior Specialist die Geschicke der Firma
weit über den süddeutschen Raum hinaus führen und von nun an auch
Österreich und Italien betreuen.
Der 37-jährige Moritz von der Heydte, der seine Karriere bei
Sotheby’s in London begann und seit Herbst 2015 als Direktor für
Artcurial Deutschland deren Dependance in München geführt hat, übernimmt
zum März die Leitung der Grisebach-Repräsentanz München – ein starker
Aufschlag für Grisebach im Süden und zugleich Ausdruck unseres
Vertrauens in die Kraft des Marktes und die Dichte an Sammlern und
Kunstwerken in dieser Region
Micaela Kapitzky
Berlin, im Januar 2019: Stabübergabe bei der Zürcher Niederlassung der Villa Grisebach
Die langjährige, erfolgreiche Geschäftsführerin und Schweizer
Repräsentantin der Villa Grisebach Verena Hartmann beendet auf eigenen
Wunsch auf Ende Februar 2019 ihre Tätigkeit. Wir danken ihr für eine
höchst fruchtbare und erfolgreiche Zusammenarbeit.
Neuer Leiter der Geschäftsstelle an der Bahnhofstrasse 14 in Zürich
wird der Kunsthistoriker Urs Lanter. Er besitzt über 30 Jahre Erfahrung
im Kunsthandel und war rund 20 Jahre als Experte für Schweizer Kunst bei
Sotheby’s in Zürich tätig.
Sarah Buschor
T +49 (0)30 885 915 65
sarah.buschor@grisebach.com
Berlin, Januar 2019
Berlin, 8. Januar 2019: Villa Grisebach schenkt umfangreiche Nashorn-Sammlung dem Schloss Charlottenburg
Die Villa Grisebach schenkt anlässlich des 100. Geburtstages von
Martin Sperlich dessen umfangreiche Nashorn-Sammlung den Preußischen
Schlössern und Gärten.
Martin Sperlich, von 1969 bis 1984 Direktor der Staatlichen Schlösser
und Gärten Berlin, hatte zu Lebzeiten eine außergewöhnliche
Leidenschaft: Die Darstellungen von Nashörnern aus allen Epochen,
beginnend mit dem berühmten Dürer Holzschnitt von 1515, zu erwerben.
Martin Sperlich war – in der Tradition Wilhelm von Bodes – immer ein
engagierter Befürworter des Dreiklangs „Museen – Sammler – Handel“.
Keine Institution hat davon so sehr profitiert wie die Berliner Museen
in der Zeit von 1883 bis 1933. In diesem Sinne hat Martin Sperlich auch
dem deutschen Kunsthandel für die Ausstellung ORANGERIE die große
Orangerie des Schlosses Charlottenburg seit 1982 zur Verfügung gestellt.
Aus dieser Initiative ist dann später die Villa Grisebach entstanden.
Aus anhaltender Dankbarkeit erfüllt die Villa Grisebach mit dieser
Schenkung einen Wunsch der Schlösserverwaltung für eine bleibende
Erinnerungsstätte an diesen so vielfältig und fruchtbar wirkenden
Museumsdirektor für die Stadt Berlin.
Bernd Schultz
T 030 885915 51
bernd.schultz@grisebach.com