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Sensationelle Wiederentdeckung eines verschollen geglaubten Meisterwerks von Eduard Gaertner

21.10.2025, Berlin

In der Reihe außergewöhnlicher Kunstwerke – von Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch von 1804“ bis zu Carl Blechens Hauptwerk „Mühlental von Amalfi“ – wurde Grisebach erneut ein museales Meisterwerk des 19. Jahrhunderts anvertraut. Mit der Wiederentdeckung eines bedeutenden Gemäldes des Berliner Architekturmalers Eduard Gaertner (1801–1877) setzt sich diese Serie eindrucksvoll fort: „Die Lange-Brücke von den Mühlen aus gesehen“ (um 1856) galt seit annähernd 170 Jahren als verschollen. Grisebach freut sich, dieses Meisterwerk erstmals wieder öffentlich zu präsentieren und im Rahmen der Winterauktionen am 27. November in Berlin zu versteigern (Schätzpreis EUR 200.000–300.000).

Andreas Teltow (Stadtmuseum Berlin) betont die kunst- und stadtgeschichtliche Bedeutung des Werkes: Das Gemälde sei nicht nur ein herausragendes Kunstwerk, sondern ein kulturhistorischer Schatz, der einen präzisen Blick in die heute vollständig verschwundene Berliner Stadtmitte ermögliche. Das Gemälde war nur einmal – in der Akademie-Ausstellung von 1856 – nachweislich zu sehen und verschwand anschließend aus dem öffentlichen Bewusstsein und dem Blick der Forschung.

Durch akribische Recherchen konnten zahlreiche architektonische Details identifiziert und damit die Authentizität bestätigt werden. Zu sehen sind die Lange-Brücke (heute Rathausbrücke), der Mühlendamm, Spreeufer, Wohn- und Geschäftshäuser, die monumentale Damm-Mühlenanlage, das später abgerissene Wartenberg Palais sowie die Rückseite des alten Berliner Stadtschlosses. Auch Zeugnisse gescheiterter Baupläne und eine frühe städtische Flussbadeanstalt werden sichtbar.

Bemerkenswert ist Gaertners Perspektive: Im Gegensatz zu früheren Werken rückt er nicht die königliche Repräsentation ins Zentrum, sondern das bürgerliche Leben, architektonische Vielfalt und alltägliche Arbeitsszenen. Mit subtiler Lichtführung und fein abgestufter Farbpalette zeigt sich der Künstler auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Teltow betont: „Alle im Bild sichtbaren Gebäude existieren heute nicht mehr.“ Das Gemälde ist damit ein einzigartiges visuelles Dokument Berlins vor den Umgestaltungen des 19. und 20. Jahrhunderts – das Werk markiert einen Höhepunkt des Schaffens von Eduard Gaertner und zeigt ein Berlin, das es heute nicht mehr gibt.

Wir danken Andreas Teltow und Dr. Michael Bischoff (Stadtmuseum Berlin) für die Bestätigung der Authentizität des Gemäldes.

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