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Weltrekorde, Bieterschlachten und hervorragende Verkaufsquoten – die Ergebnisse der Winterauktionen in Berlin

01.12.2025, Berlin

Unter großer Aufmerksamkeit begannen die diesjährigen Winterauktionen mit der Versteigerung der Sammlung von Dr. Walter Bauer, die seit Jahrzehnten vor der Öffentlichkeit verborgen geblieben und nun aus seinem Nachlass Grisebach anvertraut worden war (Pressemitteilung vom 15.09.2025). Und was für ein Auftakt! Mit dem Ergebnis von 1.270.000 Euro für Paula Modersohn-Becker wurde ein neuer Weltrekord erzielt und die Auktionswoche in der Fasanenstraße mit einem Paukenschlag eröffnet. Das museale Gemälde „Selbstbildnis nach halblinks“ von 1906 stieß auf umfangreiches internationales Interesse und vervielfachte seinen Schätzpreis von 250.000/350.000 Euro deutlich. In einem aufregenden Bietgefecht und spürbarer Hochspannung im Saal konnte sich schlussendlich unter großem Applaus ein europäischer Privatsammler durchsetzen.

Der Rekordzuschlag ist ein kraftvolles Zeichen für die nachdrückliche Anerkennung der Arbeit Paula Modersohn-Beckers und beweist einen sich immer weiter schärfenden Blick auf die Künstlerinnen der Moderne, der sich auch in der Bewertung am Markt niederschlägt. Paula Modersohn-Becker gilt als eine der bedeutendsten frühen Vertreterinnen der Moderne – dieses außergewöhnliche und sehr persönliche Selbstbildnis markiert einmal mehr den Rang dieser fraglosen Pionierin.

Weitere Spitzenpreise erreichten auch Ernst Barlachs Holzskulptur „Der Wartende“ von 1924, die für 482.600 Euro den Schätzpreis (250.000/350.000) deutlich übertraf, sowie Emil Noldes Ölgemälde „Stilleben P (Grüner Hintergrund, Hirsch, Kopf)“, das für 355.600 Euro und damit ebenfalls über Schätzung zugeschlagen wurde (250.000/350.000).

Auf große internationale Resonanz stieß auch das Aquarell „Gruft der Liebfrauenkirche in Halberstadt“ von 1853 von Adolph Menzel. In einem langen, spannenden Bietgefecht an den Telefonen und im Saal katapultierte der Preis sich von 40.000 auf beeindruckende 355.600 Euro.

Nicht weniger lebhafte Bietbeteiligung gab es zudem für Caspar David Friedrichs frühe, skizzenhafte Zeichnung „Landschaft mit Felsgipfel“ (um 1799). Von einem Startpreis von 80.000 Euro ausgehend, zieht das Blatt für 228.600 EUR in eine deutsche Sammlung.

Heiß begehrt und stark beboten war auch die anrührende wie sehr frühe Zeichnung „Selbstbildnis, vor einem Stuhl kniend“ von Käthe Kollwitz. Mehrere Bieter steigerten den ausgerufenen Preis von 30.000 auf 215.900 Euro – am Ende konnte sich eine Privatsammlung in Nordrhein-Westfalen durchsetzen.

Mit einem Gesamterlös von 5,7 Millionen Euro und knapp 90 Prozent verkaufter Lose konnte die Versteigerung der Sammlung Walter Bauer die Erwartungen, die bei rund 3 Millionen Euro lagen, nahezu verdoppeln und damit ein überragend kraftvolles Signal zum Auftakt der Winterauktionen setzen.

Die Abendauktion „Ausgewählte Werke“ knüpfte dann auch nahtlos an den erfolgreichen Auftakt an und feierte weitere Höhepunkte unter hoher internationaler Bietbeteiligung.

Einen herausragenden Akzent setzte dabei Georg Kolbes Skulptur „Stehende Frau“ von 1915/16. Auf 250.000/350.000 Euro taxiert, kletterte sie unbeirrt auf beeindruckende 1.416.400 EUR und markierte damit einen neuen Weltrekord für den Künstler – zur großen Freude einer deutschen Privatsammlung, die den Zuschlag für sich verbuchen konnte.

Ebenfalls gefragt war „Weißer Wind“ von 1986, ein charakteristisches Hauptwerk Günther Ueckers. Mit 600.000 Euro aufgerufen, wurde das großformatige, reliefartige Nagelbild für 1.016.000 Euro an eine Privatsammlung in der Schweiz verkauft.

Die ungebrochene Nachfrage nach Meister- und Ausnahmewerken bestätigen auch drei weitere Ikonen der Moderne: Lyonel Feiningers museales Landschaftsgemälde „Düne im Lichtstrahl I“ („Dune, Ray of Light I“) von 1933, aus einer amerikanischen Sammlung eingeliefert, stieß auf reges Interesse und ließ die Schätzung von 350.000/450.000 Euro deutlich hinter sich und ging schließlich für 736.600 Euro an einen Schweizer Sammler.

Emil Noldes expressives, starkfarbiges Blumenbild „Zinnien und Sonnenblumen“ von 1940 konnte ebenfalls in die Schweiz vermittelt werden und wechselt für 698.500 Euro in eine Privatsammlung.

Großes Interesse galt auch Rudolf Schlichters Aquarell „Hausvogteiplatz“ von 1926. Die gesellschaftskritische Erzählung, mit 200.000/300.000 Euro geschätzt, verdoppelte nahezu seine Taxe und wurde für 495.300 Euro an eine Privatsammlung in den USA verkauft. Grisebach erzielt damit erneut einen Weltrekord für den Künstler: Nach dem Ergebnis von 600.000 Euro im Jahr 2017 für das Porträt von Helene Weigel (heute in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus), dieses Mal für eine farbprächtige Papierarbeit.

Einen ebenso eindrücklichen Erfolg verzeichnete auch Eduard Gaertners 1856 in Berlin entstandenes und annähernd 170 Jahre verschollenes Gemälde „Die Lange-Brücke von den Mühlen aus gesehen“. Auf 200.000/300.000 Euro geschätzt, löste die repräsentative architektur- und stadthistorisch begeisternde Ansicht einen Schlagabtausch zwischen drei Telefonbietern aus und wurde schließlich für 469.900 Euro an eine süddeutsche Privatsammlung verkauft.

Nicht weniger heiß begehrt waren auch die großen internationalen Namen der zeitgenössischen Kunst: Per Kirkebys monumentales, farbprächtiges Gemälde „Første Sommer“ von 1987, auf 200.000/300.000 Euro geschätzt, erzielte mit 469.900 Euro einen Spitzenpreis und wird künftig in einer süddeutschen Privatsammlung gezeigt.

Georg Baselitz‘ frühes Schlüsselwerk „Ein Werktätiger“ von 1967 wechselte nach einem lebhaften Bietgefecht für 469.900 Euro in die USA.

Auch Gerhard Richters „Fuji“ von 1996 überzeugte und wurde für 444.500 Euro verkauft.

Ein kraftvolles Ausrufezeichen setzte schließlich Andy Warhols Porträt „Marie-Chantal Miller“ von 1985. Auf 250.000/350.000 Euro taxiert, wechselte es im Saal für 406.400 Euro gegen amerikanische Unterbieter an einen Berliner Privatsammler.

Daniel von Schacky, Sprecher der Geschäftsführung und Partner: „Die außerordentlich starken Ergebnisse zeigen, wie lebendig und international gefragt der Standort Berlin ist. Die hohe Verkaufsquote und die Weltrekorde für Paula Modersohn-Becker und Georg Kolbe, sowie Spitzenzuschlag für Uecker’s „Weißer Wind“ unterstreichen die Qualität unserer Arbeit. Wir sind einmal mehr dankbar für diesen Vertrauensbeweis unserer Kunden und Sammler und arbeiten nun mit großer Energie an unseren Jubiläumsauktionen 2026, anläßlich der Gründung Grisebachs im Jahre 1986. “

Grisebach blickt mit einem Jahresumsatz von bis dato 47 Millionen Euro auf ein erfolgreiches Auktionsjahr zurück.

* Alle Ergebnisse inklusive Aufgeld

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Sarah Buschor
Presse und Kommunikation