Eröffnung
Dienstag, 16. Dezember 2025
18 bis 20 Uhr
Fasanenstraße 27, 10719 Berlin
Ausstellung
17. Dezember 2025 bis 23. Januar 2026
Mo bis Fr 10 bis 18.30 Uhr
Tim Berresheim. Gefüge:Lange Kette. Blatt 1, 2025. Archival Print auf Fine-Art-Papier. 118,8 x 88,9 cm. Auflage Unique
Ausstellung
Mi, 17.12.2025 - Fr, 23.01.2026
Termin ExportierenGrisebach
Fasanenstraße 27
10719 Berlin
Eröffnung
Dienstag, 16. Dezember 2025
18 bis 20 Uhr
Fasanenstraße 27, 10719 Berlin
Ausstellung
17. Dezember 2025 bis 23. Januar 2026
Mo bis Fr 10 bis 18.30 Uhr
Die zehn unikatären Blätter dieser Edition entstammen einem Datensatz von 5.833.333 Punkten, der am 20. August 2022 über dem Flugplatz Aachen-Merzbrück generiert wurde. Grundschüler der Katholischen Grundschule Am Römerhof entwarfen zunächst Einlinienzeichnungen, die der Kunstflugpilot Walter Kampsmann in dreidimensionale Flugtrajektorien übersetzte und mit Rauch in den Himmel schrieb. Studierende der FH Aachen konvertierten die von Sensoren erfassten Flugdaten in digitale Datensätze, während 450 Zuschauer vor Ort Oberflächentexturen für die späteren Arbeiten zeichneten.
Der Titel „Gefüge" verweist auf Gilles Deleuze und Félix Guattaris Begriff des agencement: ein heterogenes Arrangement, in dem verschiedene Elemente – menschliche, technische, atmosphärische ohne übergeordnete Hierarchie zusammenwirken. Die Kinder, der Pilot, die Zuschauer fungieren dabei als Materialgeber; die Autorschaft der Blätter liegt bei mir. Doch diese Autorschaft operiert als systemisch erweiterte Handschrift: nicht die Geste des Einzelnen, sondern ein Schreiben, das sich durch Sensoren, Algorithmen und Rechenprozesse hindurch artikuliert und dabei seine eigene Signatur bewahrt.
In der flachen Ontologie der Materialien wo Kinderzeichnung, Flugdatenpunkt, G-Kraft und Barytpapier denselben ontologischen Status besitzen entsteht das neue Gefüge. Was Gilbert Simondon Transduktion nennt, beschreibt diesen Prozess: Information propagiert sich von einer Domäne zur nächsten und strukturiert dabei jede neu. Die 40 Arbeitsstunden mit 115 Computern sind nicht nachgelagerte Produktion, sondern Teil dieser erweiterten Schreibbewegung.
Die G-Kräfte, die Kampsmann während des Fluges erfuhr, die Gesten der zeichnenden Kinder, die atmosphärischen Bedingungen des Augusttages all das ist in den Datenpunkten eingefaltet. Die Editionen zeigen somit keine Abbildungen eines vorgängigen Ereignisses, sondern Phasen eines fortlaufenden Individuationsprozesses, der im Betrachten weitergeht.
Tim Berresheim, 1975 in Heinsberg geboren, ist ein Pionier der computerbasierten Kunst.
Seine Arbeiten verbindet ein Zusammenspiel aus Kunstgeschichte, Technologie, Wissenschaft und Natur. Er selbst nennt seine Methode »Künstlerische Gegenwartsarchäologie«: »Ich arbeite wie ein Steinzeitmensch mit den ersten groben Werkzeugen in meiner digitalen Höhle«, sagt Berresheim.
Er durchwandert Archive, lässt sich von der Kunstgeschichte inspirieren, spekuliert auf die Zukunft und produziert mit seiner künstlerischen Forschung analog-digitale Hybridwerke.
Gefüge:Lange Kette. Blatt 2, 2025. Archival Print auf Fine-Art-Papier. 118,8 x 88,9 cm. Auflage Unique
Gefüge:Lange Kette. Blatt 9, 2025. Archival Print auf Fine-Art-Papier. 118,8 x 88,9 cm. Auflage Unique
Gefüge:Lange Kette. Blatt 10, 2025. Archival Print auf Fine-Art-Papier. 118,8 x 88,9 cm. Auflage Unique