Abstraktion der 50er und 60er Jahre. Von Max Ackermann bis Fritz Winter. Stuttgart, Galerie Döbele, 1991 / Bernard Schultze. Werke 1948–1990. Stuttgart, Galerie Döbele, 1993 / Augenschein und Inbegriff. Wandlungen der gegenstandsfreien Kunst. Stuttgart, Galerie Döbele, 1994/95, Kat.-Nr. 92, Abb. S. 47 / Die Arbeit des Frankfurter Galeristen und Kunsthändlers Peter Voigtländer-Tetzner (1909–1995). Eine Ausstellung von Arbeiten des Künstlers, für die er sich besonders einsetzte. Frankfurt a.M., Galerie F.A.C. Prestel, 1995, Kat.-Nr. 13 / 50 Jahre Frankfurter Quadriga. Karl Otto Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz, Bernard Schultze. Frankfurt a.M., Galerie F.A.C. Prestel, 2002
Literatur und Abbildung
gb: Mit einem Fuß im Surrealismus. Bernard-Schultze-Retrospektive in der Galerie Döbele Stuttgart. In: Schwäbische Zeitung, 25.6.1993 / Auktion 56: Ausgewählte Werke. Berlin, Villa Grisebach Auktionen, 30.5.1997, Kat.-Nr. 73, m. Abb.
Das Verweilen bei den Farbinseln, diese großartige Beschränkung des Informel, ist bei allen Werken Bernard Schultzes zu finden. Es besteht als innere Anlage in seinem Werk vielleicht schon vor allen Ausbrüchen und Erklärungen. Es macht möglich und erklärt alle Arten von Rückgriffen und die vorhandene Kunst und alle Benutzung künstlerischer Materialien. Man kann Bilder bauen wie Schiffe, wie Häuser nach strengem Plan. Hohe, stabile Türme sind nicht anders zu erreichen, Meerfahrten sind nicht anders zu bewältigen. Man kann sich der Bildfläche gegenüber aber auch in webender, strickender, stickender Vorstellung verhalten. Man kann den Befund orakelhaft umspinnen, ausdeuten, was unter verschiedenen Rahmenvorstellung in der Kunst immer geschehen ist. Bei Schultze fällt die Rahmenvorstellung mit der Grundbedingung seines Schiffes zusammen. Es gibt nur das Herauslösen der Form aus der Unform, die Verkettung der Farb-, Stift- und Federzüge. Die Farbe überwältigt Flächen und Bildwerke, gibt Zeugnis vom Geringsten und Größten zugleich, wie eine Landkarte, deren Maßstab wir nicht ergründen können. Der Künstler hat vom Paroxymus gesprochen, unter dem Bild entstehen können. Die Überflutung, die Störung, das Einbetten von Landschaften und Figur ist in diesen Bildern gegenwärtig.
Das Bild ist nicht in der Art Pollocks auf die liegende Tafel gebracht, verlaufende Farbrinnsale zeigen an, daß es gestanden hat und aus größerer Entfernung beurteilt werden konnte. Über die Farbflächen laufen Rinnen, Kratzer, Binnenzeichnungen verschiedener Art. Ränder werden umsäumt, das Umkreisen der Mitte ist deutlich die Betrachtung kommt ebensowenig zum Abschluss wie der Künstler selbst in seinen Entscheidungen. Einmal spricht er von seiner geheimen Lust, ,,zwanzig-, fünfundzwanzigjährige Bild wieder hervorzuholen und weiter an ihnen zu arbeiten ad infinitum, denn das ist ja Dschungel. Labyrinth, Bewegung ohne Ende. Alles ist im Zustand des Brodelns, wo Vergangenes in Gegenwart und wieder zurück sich auflöst und sich damit Geschichte meinend, dialektisch verschränkt" (zitiert nach: Brusberg Dokumente 8, Bernard Schultze: Die Welt des Migofs. Berlin, Mai 1975, S. 13). (e)
Zu den Werken aus einer Berliner Privatsammlung
Öl auf Pappe, auf Hartfaser. 72 × 97,5 cm
(28 ⅜ × 38 ⅜ in.). Unten links monogrammiert und datiert: BS. 54. Rückseitig in Rot signiert, datiert, betitelt und bezeichnet: Bernard Schultze 54 seit alter's 98 x 103 cm. Werkverzeichnis: Diederich/Herrmann 54/18. [3065] Gerahmt
Provenienz
Galerie Döbele, Stuttgart / Privatsammlung, Berlin (1997 bei Grisebach, Berlin, erworben)
Abstraktion der 50er und 60er Jahre. Von Max Ackermann bis Fritz Winter. Stuttgart, Galerie Döbele, 1991 / Bernard Schultze. Werke 1948–1990. Stuttgart, Galerie Döbele, 1993 / Augenschein und Inbegriff. Wandlungen der gegenstandsfreien Kunst. Stuttgart, Galerie Döbele, 1994/95, Kat.-Nr. 92, Abb. S. 47 / Die Arbeit des Frankfurter Galeristen und Kunsthändlers Peter Voigtländer-Tetzner (1909–1995). Eine Ausstellung von Arbeiten des Künstlers, für die er sich besonders einsetzte. Frankfurt a.M., Galerie F.A.C. Prestel, 1995, Kat.-Nr. 13 / 50 Jahre Frankfurter Quadriga. Karl Otto Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz, Bernard Schultze. Frankfurt a.M., Galerie F.A.C. Prestel, 2002
Literatur und Abbildung
gb: Mit einem Fuß im Surrealismus. Bernard-Schultze-Retrospektive in der Galerie Döbele Stuttgart. In: Schwäbische Zeitung, 25.6.1993 / Auktion 56: Ausgewählte Werke. Berlin, Villa Grisebach Auktionen, 30.5.1997, Kat.-Nr. 73, m. Abb.
Das Verweilen bei den Farbinseln, diese großartige Beschränkung des Informel, ist bei allen Werken Bernard Schultzes zu finden. Es besteht als innere Anlage in seinem Werk vielleicht schon vor allen Ausbrüchen und Erklärungen. Es macht möglich und erklärt alle Arten von Rückgriffen und die vorhandene Kunst und alle Benutzung künstlerischer Materialien. Man kann Bilder bauen wie Schiffe, wie Häuser nach strengem Plan. Hohe, stabile Türme sind nicht anders zu erreichen, Meerfahrten sind nicht anders zu bewältigen. Man kann sich der Bildfläche gegenüber aber auch in webender, strickender, stickender Vorstellung verhalten. Man kann den Befund orakelhaft umspinnen, ausdeuten, was unter verschiedenen Rahmenvorstellung in der Kunst immer geschehen ist. Bei Schultze fällt die Rahmenvorstellung mit der Grundbedingung seines Schiffes zusammen. Es gibt nur das Herauslösen der Form aus der Unform, die Verkettung der Farb-, Stift- und Federzüge. Die Farbe überwältigt Flächen und Bildwerke, gibt Zeugnis vom Geringsten und Größten zugleich, wie eine Landkarte, deren Maßstab wir nicht ergründen können. Der Künstler hat vom Paroxymus gesprochen, unter dem Bild entstehen können. Die Überflutung, die Störung, das Einbetten von Landschaften und Figur ist in diesen Bildern gegenwärtig.
Das Bild ist nicht in der Art Pollocks auf die liegende Tafel gebracht, verlaufende Farbrinnsale zeigen an, daß es gestanden hat und aus größerer Entfernung beurteilt werden konnte. Über die Farbflächen laufen Rinnen, Kratzer, Binnenzeichnungen verschiedener Art. Ränder werden umsäumt, das Umkreisen der Mitte ist deutlich die Betrachtung kommt ebensowenig zum Abschluss wie der Künstler selbst in seinen Entscheidungen. Einmal spricht er von seiner geheimen Lust, ,,zwanzig-, fünfundzwanzigjährige Bild wieder hervorzuholen und weiter an ihnen zu arbeiten ad infinitum, denn das ist ja Dschungel. Labyrinth, Bewegung ohne Ende. Alles ist im Zustand des Brodelns, wo Vergangenes in Gegenwart und wieder zurück sich auflöst und sich damit Geschichte meinend, dialektisch verschränkt" (zitiert nach: Brusberg Dokumente 8, Bernard Schultze: Die Welt des Migofs. Berlin, Mai 1975, S. 13). (e)
Zu den Werken aus einer Berliner Privatsammlung