Wir danken Dr. Heiko Damm, Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, für die Bestätigung der Authentizität..
Es handelt sich um eine Studie für eine Heilige Familie mit dem Johannesknaben, bei der zahlreiche, zum Teil durch Weißhöhungen bekräftigte Pentimenti ins Auge fallen. Sie betreffen vor allem die Kopfhaltung von Maria und dem Jesuskind sowie den von rechts herandrängenden kleinen Täufer, von dem drei recht unterschiedliche Posen zu erkennen sind. Der flüchtig angedeutete Kopf oben rechts dürfte sich auf den Hl. Josef beziehen. Ausgangspunkt war offenbar die Idee, die Madonna in Seitenansicht auf einer antikisierenden, von einem Greifen gestützten Sitzbank zu platzieren. Das konkrete Zusammenspiel der Figuren erprobte der Zeichner dagegen in mehreren Anläufen, ohne sich gänzlich festzulegen. Aber gerade das noch Vorläufige, Unabgeschlossene der Komposition macht den Reiz dieses kleinformatigen Blattes aus. Den spontanen Gestus teilt es mit einigen skizzenhaften Entwürfen Perinos zu einer Hl. Familie in den Uffizien (Inv.-Nr. 1498 E, 1499 E, 13548 F und – noch unter Ludovico Carracci abgelegt, aber zweifellos dazu gehörig – 12303 F). Die flüssig lavierte Studie einer Maria mit dem auf ihrem Schoß schlummernden Jesuskind im Moskauer Puškin-Museum (Inv.-Nr. 1718) steht unserem Blatt technisch ganz besonders nahe. Motivisch vergleichbar, wenn auch im Duktus weit elaborierter, ist eine Hl. Familie mit Johannesknaben in Privatbesitz (ehemals Lempertz, Köln, 17.11.2007, Kat.-Nr. 1438). Hierbei handelt es sich augenscheinlich um jenes Blatt aus der Sammlung des Earl of Arundel, das Wenzel Hollar 1642 in einer Radierung festhielt, bei der Perino del Vaga als Erfinder vermerkt ist (The New Hollstein, 360). Nahe verwandt ist dieser Komposition ein unvollendetes Gemälde Perinos in den Courtauld Galleries in London (Inv.-Nr. P.1932.XX.311), das in die frühen 1530er-Jahre datiert wird. Die hier sichtbare Unterzeichnung lässt sich mit der skizzenhaften Anlage des Mariengewandes in dem hier vorgestellten Blatt vergleichen, für das ungefähr dieselbe Entstehungszeit anzunehmen ist.
Heiko Damm
Feder in Schwarz, mit Tusche laviert, stellenweise weiß gehöht, auf Papier. 10,6 × 9,5 cm
(4 ⅛ × 3 ¾ in.). Oben rechts der Sammlerstempel Lugt 622 (vermutlich: Charles Prince de Ligne). Auf der Rückseite des Unterlagekartons das Sammleretikett Lugt 4484 (Herzog von Sachsen). [3194] Gerahmt
Provenienz
Vermutlich Prince Charles de Ligne / Johann Georg, Herzog von Sachsen / Privatsammlung, Hessen (2013 bei Frank Peege, Freiburg i.Br., erworben)
Addendum/Erratum
Die Autorschaft wurde bestätigt. Datum: wohl frühe 1530er-Jahre.
Wir danken Dr. Heiko Damm, Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, für die Bestätigung der Authentizität..
Es handelt sich um eine Studie für eine Heilige Familie mit dem Johannesknaben, bei der zahlreiche, zum Teil durch Weißhöhungen bekräftigte Pentimenti ins Auge fallen. Sie betreffen vor allem die Kopfhaltung von Maria und dem Jesuskind sowie den von rechts herandrängenden kleinen Täufer, von dem drei recht unterschiedliche Posen zu erkennen sind. Der flüchtig angedeutete Kopf oben rechts dürfte sich auf den Hl. Josef beziehen. Ausgangspunkt war offenbar die Idee, die Madonna in Seitenansicht auf einer antikisierenden, von einem Greifen gestützten Sitzbank zu platzieren. Das konkrete Zusammenspiel der Figuren erprobte der Zeichner dagegen in mehreren Anläufen, ohne sich gänzlich festzulegen. Aber gerade das noch Vorläufige, Unabgeschlossene der Komposition macht den Reiz dieses kleinformatigen Blattes aus. Den spontanen Gestus teilt es mit einigen skizzenhaften Entwürfen Perinos zu einer Hl. Familie in den Uffizien (Inv.-Nr. 1498 E, 1499 E, 13548 F und – noch unter Ludovico Carracci abgelegt, aber zweifellos dazu gehörig – 12303 F). Die flüssig lavierte Studie einer Maria mit dem auf ihrem Schoß schlummernden Jesuskind im Moskauer Puškin-Museum (Inv.-Nr. 1718) steht unserem Blatt technisch ganz besonders nahe. Motivisch vergleichbar, wenn auch im Duktus weit elaborierter, ist eine Hl. Familie mit Johannesknaben in Privatbesitz (ehemals Lempertz, Köln, 17.11.2007, Kat.-Nr. 1438). Hierbei handelt es sich augenscheinlich um jenes Blatt aus der Sammlung des Earl of Arundel, das Wenzel Hollar 1642 in einer Radierung festhielt, bei der Perino del Vaga als Erfinder vermerkt ist (The New Hollstein, 360). Nahe verwandt ist dieser Komposition ein unvollendetes Gemälde Perinos in den Courtauld Galleries in London (Inv.-Nr. P.1932.XX.311), das in die frühen 1530er-Jahre datiert wird. Die hier sichtbare Unterzeichnung lässt sich mit der skizzenhaften Anlage des Mariengewandes in dem hier vorgestellten Blatt vergleichen, für das ungefähr dieselbe Entstehungszeit anzunehmen ist.
Heiko Damm