Paris, Beaux-Arts, 1901, Nr. 197 (mit abweichenden Maßen) / Paris, Daumier-Gavarni, 1923, Nr. 60 / Paris, Galerie Dru, 1927, Nr. 3 / Chefs-d'œuvres des Collections Parisiennes. Paris, Musée Carnavalet, 1952/53, Nr. 119
Literatur und Abbildung
Arsène Alexandre: Honoré Daumier. L'homme et l'œuvre. Paris, Renouard Laurens, 1888, Nr. 376 / Raymond Escholier: Daumier. Peintre et Lithographe. Paris, Floury, 1923, Abb. Tf. gegenüber S. 74 / Erich Klossowski: Honoré Daumier. 2., verb. Aufl. München, Piper, 1923, Nr. 331 / Léon Marotte, Charles Martine: Dessins de Maîtres Français, Bd. IV. Honoré Daumier. Paris, 1924, Nr. 20 / Eduard Fuchs: Der Maler Daumier. München, A. Langen, 1927, Nr. 226b / Karl Eric Maison: Daumier Drawings. New York/London, 1961, Abb. 27 / Karl Eric Maison: Honoré Daumier. Catalogue Raisonné of the Paintings, Watercolours and Drawings. London, Thames & Hudson, 1967/68, Nr. 252
Abseits seines satirischen Hauptweges zeigt sich Daumier überraschend unbefangen in Überliefertem verwurzelt. Die Kultur des 18. Jahrhunderts, in seinen Jugendjahren das verachtete Symbol der alten Tyrannei, kehrte um die Jahrhundertmitte idealisiert zurück. Dixhuitième-Sammler wie die Brüder Goncourt, die als Royalisten Daumiers satirisches Feuer nur aus vornehmem Abstand bewunderten, hätten die hier vorgestellte große Komposition vielleicht ohne Vorbehalt geliebt.
Zwar erinnert die idyllische, von leichtem Wind bewegte Landschaft in nichts an Daumiers dämmrige Seine-Quais, auf denen gehetzte Wäscherinnen ihre Kinder hinter sich herschleppen; doch bei aller zeitlosen Anmut sind es die gleichen Proletenkinder mit ausladendem Hinterkopf und dünnem Hals, die die Zeichnung zu einer weichkurvig ansetzenden, doch makellos symmetrischen Pyramide anordnet (die obere Figur könnte die Mutter darstellen).
Erste tastende Bleistiftstriche verschwinden fast ganz unter dem zarten Helldunkel des Pinselstrichs, einer weichen, für das Licht durchlässigen Modellierung, die die Gruppe an die umgebende Pastorale bindet. Ganz zuletzt lassen flüchtige Schwünge eines scharf gespitzten Crayon Conté die Formen hier und da behutsam aufschwellen, ohne sie ganz zu schließen.
Wann mag diese Komposition entstanden sein? Verwandte Gruppierungen zeigen sich in einem Blatt im Detroit Institute of Arts und einem weiteren in der Hamburger Kunsthalle, dazu auf letzterem eine Anzahl über die Restfläche und die Rückseite gestreuter Bildnotizen: darunter Entwürfe zu Lithografien, die großenteils auf eine Entstehungszeit zwischen 1850 und 1853 hindeuten (während nur zwei rückseitige Skizzen erst 1866 hinzugefügt worden sein müssen). So könnte auch unsere Komposition, die das „Problem“ der Hamburger Zeichnung klassisch löst, um Daumiers 45. Lebensjahr entstanden sein. Claude Keisch
Paris, Beaux-Arts, 1901, Nr. 197 (mit abweichenden Maßen) / Paris, Daumier-Gavarni, 1923, Nr. 60 / Paris, Galerie Dru, 1927, Nr. 3 / Chefs-d'œuvres des Collections Parisiennes. Paris, Musée Carnavalet, 1952/53, Nr. 119
Literatur und Abbildung
Arsène Alexandre: Honoré Daumier. L'homme et l'œuvre. Paris, Renouard Laurens, 1888, Nr. 376 / Raymond Escholier: Daumier. Peintre et Lithographe. Paris, Floury, 1923, Abb. Tf. gegenüber S. 74 / Erich Klossowski: Honoré Daumier. 2., verb. Aufl. München, Piper, 1923, Nr. 331 / Léon Marotte, Charles Martine: Dessins de Maîtres Français, Bd. IV. Honoré Daumier. Paris, 1924, Nr. 20 / Eduard Fuchs: Der Maler Daumier. München, A. Langen, 1927, Nr. 226b / Karl Eric Maison: Daumier Drawings. New York/London, 1961, Abb. 27 / Karl Eric Maison: Honoré Daumier. Catalogue Raisonné of the Paintings, Watercolours and Drawings. London, Thames & Hudson, 1967/68, Nr. 252
Abseits seines satirischen Hauptweges zeigt sich Daumier überraschend unbefangen in Überliefertem verwurzelt. Die Kultur des 18. Jahrhunderts, in seinen Jugendjahren das verachtete Symbol der alten Tyrannei, kehrte um die Jahrhundertmitte idealisiert zurück. Dixhuitième-Sammler wie die Brüder Goncourt, die als Royalisten Daumiers satirisches Feuer nur aus vornehmem Abstand bewunderten, hätten die hier vorgestellte große Komposition vielleicht ohne Vorbehalt geliebt.
Zwar erinnert die idyllische, von leichtem Wind bewegte Landschaft in nichts an Daumiers dämmrige Seine-Quais, auf denen gehetzte Wäscherinnen ihre Kinder hinter sich herschleppen; doch bei aller zeitlosen Anmut sind es die gleichen Proletenkinder mit ausladendem Hinterkopf und dünnem Hals, die die Zeichnung zu einer weichkurvig ansetzenden, doch makellos symmetrischen Pyramide anordnet (die obere Figur könnte die Mutter darstellen).
Erste tastende Bleistiftstriche verschwinden fast ganz unter dem zarten Helldunkel des Pinselstrichs, einer weichen, für das Licht durchlässigen Modellierung, die die Gruppe an die umgebende Pastorale bindet. Ganz zuletzt lassen flüchtige Schwünge eines scharf gespitzten Crayon Conté die Formen hier und da behutsam aufschwellen, ohne sie ganz zu schließen.
Wann mag diese Komposition entstanden sein? Verwandte Gruppierungen zeigen sich in einem Blatt im Detroit Institute of Arts und einem weiteren in der Hamburger Kunsthalle, dazu auf letzterem eine Anzahl über die Restfläche und die Rückseite gestreuter Bildnotizen: darunter Entwürfe zu Lithografien, die großenteils auf eine Entstehungszeit zwischen 1850 und 1853 hindeuten (während nur zwei rückseitige Skizzen erst 1866 hinzugefügt worden sein müssen). So könnte auch unsere Komposition, die das „Problem“ der Hamburger Zeichnung klassisch löst, um Daumiers 45. Lebensjahr entstanden sein. Claude Keisch