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Sarah Buschor
Presse und Kommunikation

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Berlin, 26. Januar 2024: Veränderung in der Geschäftsführung

Nach vierzehn erfolgreichen Jahren bei Grisebach wird die Geschäftsführerin Rigmor Stüssel im Laufe des ersten Quartals 2024 das Unternehmen verlassen, um sich anderen Projekten und Aufgaben zu widmen. Im besten Einvernehmen wird sie dazu zum Ende des Monats Januar 2024 die Geschäftsführung niederlegen, wichtige laufende Vorhaben aber beratend und projektleitend bis etwa Ende März 2024 betreuen. Damit ist sichergestellt, dass ein fließender Übergang ihrer Zuständigkeiten an den geschäftsführenden Gesellschafter Daniel von Schacky stattfinden kann.


Wir danken Rigmor Stüssel für die langjährige wertvolle und erfolgreiche Arbeit und ihr beispielhaftes Engagement bei der Führung des Unternehmens in einem komplexen wirtschaftlichen Umfeld. Neben dem Dank meiner Partner für ihr vielfältiges Wirken möchte ich ganz persönlich Rigmor Stüssel ausdrücklich dafür danken, dass sie den Generationswechsel im Gesellschafterkreis und meinen Wiedereinstieg als Geschäftsführer zu Beginn des vergangenen Jahres so loyal und transparent unterstützt und damit aktiv befördert hat.


Daniel von Schacky (Vorsitzender der Geschäftsführung)
auch im Namen aller Partner der Grisebach GmbH

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Berlin, Januar 2024: Global vernetzt: Michèle Sandoz übernimmt die Geschäftsführung von Grisebach Schweiz

Grisebach freut sich sehr, heute die neue Geschäftsführerin und Repräsentantin in Zürich vorstellen zu dürfen: Michèle Sandoz blickt auf eine mehr als 25-jährige Karriere in der internationalen Kunstwelt und ist tief im Kunstmarkt verankert. Viele von Ihnen kennen Michèle Sandoz aus ihrer Tätigkeit als Global Head of VIP Relations bei der Art Basel und Mitglied des Management Board. In dieser Funktion, die sie fast eine Dekade innehatte, verantwortete sie die globale Kundenstrategie und führte die weltweiten VIP Abteilungen der Art Basel. Davor leitete sie während sieben Jahren das Zürcher Büro von Christie’s als General Manager. Zuletzt initiierte sie die Kunstinitiative des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in Genf: den Art Prize for Humanity.

Michèle Sandoz verbrachte als Westschweizerin aus Neuchâtel ihre Kindheit in Zimbabwe und Niger und hat viele Jahre in China und Taiwan gelebt. Sie studierte Chinesische und Japanische Kunstgeschichte, Chinesische Sprache und Kultur an der Universität Zürich sowie an der Beijing Language and Cultural University in China. Zurzeit ist sie u.a. Mitglied des Beirats des Executive Master in Art Market Studies (EMAMS) an der Universität Zürich, Mitglied des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) Global Council (Kapstadt, Südafrika), Mitglied des Beirats der Lagos Kunst Biennale (Nigeria) und der Kunstmesse Paris Internationale.

Daniel von Schacky, Geschäftsführer und Partner von Grisebach:
„Ich freue mich sehr, daß mit Michèle Sandoz eine sehr erfahrene und bestens vernetzte Persönlichkeit für Grisebach gewonnen werden konnte. Gemeinsam mit ihr werden wir Grisebach weiter in der gesamten Schweiz sowie international positionieren und die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens auf die Digitalisierung sowie einen verstärkten Fokus in Richtung der internationalen und zeitgenössischen Kunst ausrichten.“

Der internationale Standort Grisebach Schweiz wurde 1990 eröffnet und befindet sich seit 1998 an prominenter Adresse an der Bahnhofstrasse 14 in Zürich. Durch die Tradition des Sammelns in der Schweiz von Kunst in den Kerngebieten von Grisebach hat sich der Standort über viele Jahre zu einer zentralen und wichtigen Auslandposition entwickelt. Nebst Kunstberatung und Auktionsschätzungen finden in den Räumlichkeiten regelmässig Veranstaltungen und Ausstellungen statt.

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Berlin, 6. Dezember 2023: Sensationelle Millionenzuschläge bei Grisebach – die Ergebnisse der Winterauktionen in Berlin

In den vergangenen Winterauktionen konnte Grisebach gleich drei Top-Werke zu Millionenpreisen verkaufen! Die höchste Steigerung erfuhr dabei Lyonel Feiningers museales Seebild „Wolken überm Meer I“, das von 800.000 EUR in einem langen und sehr spannungsvollen internationalen Bietgefecht im Saal und an den Telefonen erst bei 2.368.000 EUR einer Privatsammlung in Norddeutschland zugeschlagen wurde.


Ein weiteres Highlight der Auktion „Ausgewählte Werke“ war die Aufsehen erregende Versteigerung von Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch“ von 1804. Das auf 1-1,5 Millionen Euro geschätzte, bis heute in Privatbesitz befindliche Skizzenbuch- Friedrichs wechselte für starke 1.819.000 EUR den Besitzer. Auch ein Ergebnis von internationalem Rang war der dritte Millionenzuschlag des Abends: Aus der Sammlung Anneliese und Dr. Wolfgang Schieren eingeliefert, wechselte Emil Noldes markant-expressives Gemälde „Mohn und blaue Lupinen“ von 1950 nach reger Beteiligung im Saal und an den Telefonen für 1.636.000 EUR in eine Berliner Privatsammlung.
 
Spitzenpreise gab es außerdem für Noldes Meisterwerk „In Demut“ von 1946, welches für 889.000 EUR in eine norddeutsche Privatsammlung ging, sowie für
René Magrittes luftiges Wolkenstück „La Malédiction“, das für 609.600 EUR den Besitzer wechselte (Handel, Schweiz). Für einen Weltrekord sorgte die „Große Daphne“ von Renée Sintenis: die grazile Skulptur verdoppelte die obere Schätzung (EUR 150.000 – 200.000) und wurde nach einem intensiven Bietgefecht zwischen einem halben Dutzend Bietern für 508.000 EUR einer Privatsammlung in Süddeutschland zugeschlagen. Balthasar Lobos abstrakte Skulptur „Pièce d’eau sur socle“ erzielte ebenfalls 508.000 EUR und bereichert nun eine norddeutsche Privatsammlung. Hochbegehrt waren die beiden Gemälde von Hans Hartung – die großformatige Komposition „T 1980 H 34“ von 1980 ging für 457.200 EUR in eine Schweizer Privatsammlung, und auch „T1948-41“ von 1948 beeindruckte mit der Verdoppelung des unteren Schätzpreises (330.200 EUR / Handel, Schweiz).

Spannungsreiche internationale Bietgefechte im Saal und an den Telefonen kamen auch im Bereich der Zeitgenössischen Kunst in der Auktion „Ausgewählte Werke“ zustande: Das imposante Ölgemälde von Per Kirkeby „Ohne Titel“ von 2011 wurde für 444.500 EUR einem skandinavischen Händler zugeschlagen, während Günther Förgs charakterstarkes Ölbild „Ohne Titel“ von 1990 für 317.500 EUR in eine New Yorker Privatsammlung ging. Hervorzuheben ist auch David Hockneys Papierarbeit „Ouesten“ von 1994, welche die Schätzung verdoppelte und für 222.250 EUR ebenfalls in die USA gehen wird.

Grisebach blickt mit einem Jahresumsatz von mehr als 47 Millionen Euro auf ein überaus erfolgreiches Auktionsjahr zurück.

* Alle Ergebnisse inklusive Aufgeld

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Berlin, 2. November 2023: Vorschau – Meisterwerke und eine Sensation bei den Winterauktionen von Grisebach

Nichts weniger als eine Sensation: Am 30. November 2023 kommt Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch“ von 1804 bei Grisebach zum Aufruf – es ist das erste Mal überhaupt, dass ein gebundenes Skizzenbuch des Künstlers auf dem Auktionsmarkt erscheint. Das letzte bekannte, bis heute in Privatbesitz befindliche gebundene Skizzenbuch-Exemplar Friedrichs ist ein Highlight der diesjährigen Winterauktionen bei Grisebach (Schätzpreis EUR 1.000.000/1.500.000). Von den ehemals insgesamt wohl 20 gebundenen Skizzenbüchern des großen Romantikers haben sich nur sechs erhalten - vier Exemplare bewahrt das Nationalmuseum in Oslo auf, ein weiteres befindet sich im Kupferstichkabinett in Dresden. Das „Karlsruher Skizzenbuch“ ist schon zu Lebzeiten Friedrichs oder kurz danach in die Hände seines engen Künstlerfreundes und bedeutendsten Porträtisten Georg Friedrich Kersting übergegangen, dessen Nachfahren es über gut 200 Jahre bewahrt haben. (Pressemitteilung vom 09.10.23).


Ebenso herausragend tritt uns auch das konzentrierte Meisterwerk „Wolken überm Meer I“ von Lyonel Feininger, dessen erste große Retrospektive seit über 25 Jahren in Deutschland aktuell in der Frankfurter Schirn zu sehen ist, in der Auktion „Ausgewählte Werke“ entgegen. Mit dem 1923 entstandenen Gemälde rückt in radikaler formaler Zuspitzung das atmosphärische Erleben der Weite des Raumes und des Horizonts in das Blickfeld des Künstlers und markiert einen entscheidenden Wendepunkt hin zu einer deutlich abstrakteren Bildfindung, die das Sujet der sich türmenden Wolkenformationen kühn in blockartiger Flächigkeit auflöst (EUR 800.000/1.200.000).


Auch Emil Nolde wendet mit seinem 1950 entstandenen Gemälde „Mohn und blaue Lupinen“ seine Aufmerksamkeit einmal mehr auf die Natur. Besonders der sich gegen die Weiten der Landschaft markant-expressiv abhebende Mohn ist mit seiner auffälligen Form und Farbe eine Pflanze, die der Künstler immer wieder umkreist. Das Blumenbild als Urquelle von Noldes farbstarker Malerei findet in unserem Bild nach einer fast 50-jährigen Auseinandersetzung mit dem Sujet zu einem expressiven Abschluss (EUR 800.000/1.200.000). Mit „In Demut“ von 1946 dürfen wir ein weiteres Meisterwerk des Künstlers anbieten, ein spannungsvoller Kontrast von leuchtend strahlenden Farben und motivischer innerer Einkehr (EUR 700.000/900.000).


Landschaften nehmen in den Jahren vor der Emigration einen vielsagenden Platz im Œuvre von Max Beckmann ein. Seine Parklandschaften sind „Kunstwelten, die auf eine sehr grundsätzliche Art und Weise Schöpfungs- und Erschöpfungsfantasien zum Thema machen.” Das Gemälde „Springbrunnen in Baden-Baden“ zeigt eine vorgetäuschte Idylle, bei der es um mehr geht als den Blick in den Park um die Mittagszeit an einem Frühlingstag. Ein Gefühl von Enge und Stillstand mischt sich in die Atmosphäre. Die Harmlosigkeit ist eine scheinbare. Wie kein zweites dort inspiriertes Gemälde wird es von differenzierten Grüntönen beherrscht. Beckmann brauchte „die Farbe Grün, die seiner Seele wohltat“ (EUR 700.000/1.000.000).

Die sengende Hitze der Sonne war in dem entlegenen Fischerdorf Jershöft an der Küste Ostpommerns des Öfteren Karl Schmidt-Rottluffs Bildthema, doch selten hat einer der führenden Vertreter des deutschen Expressionismus die besondere Atmosphäre eines solchen Hochsommertages so treffend einzufangen vermocht wie in unserem farbstarken Bild „Bootshaus in Jershöft (Rettungshaus am Strand)“ von 1920 (EUR 600.000/800.000).


Gleich mehrere hochkarätige Meisterwerke von Ernst Wilhelm Nay kommen in der Auktion Ausgewählte Werke am 30. November zum Aufruf: Das repräsentative Scheibenbild „Alpha“ von 1957 mit einem kraftvollem Farbakkord von höchster kompositorischer Dichte (EUR 400.000/600.000), das leuchtende Gemälde „Gelb-Orange-Kobalt I“ von 1967 (EUR 200.000/300.000), das heitere, meisterlich ausgeführte Bild „Angelika“ von 1946 (EUR 120.000/150.000) und die bedeutungsvolle Komposition „Fischer“ von 1936 (EUR 120.000/150.000).


Weitere Highlights aus dem Bereich Post-War sind etwa die charakteristische, gelb dominierte Komposition „21.07.50-Saint-Jeoire - Montagne jaune“ aus dem Jahre 1950 von Zao Wou-Ki, dem französischen Maler chinesischer Herkunft (EUR 400.000/600.000), ebenso wie René Magrittes berühmtes kleinformatiges Gemälde „La Malédiction“ von 1963, mit den für ihn so typischen Wolkenformationen, die objekthaft über dem Himmel zu schweben scheinen (EUR 300.000/400.000).


Besonders hervorzuheben sind auch die Werke aus der Sammlung von Johanna und Leslie Garfield, dem New Yorker Sammlerpaar, dessen Schwerpunkt vor allem auf dem deutschen Expressionismus liegt. Spektakuläres Highlight sind hier George Grosz‘ großformatiges Aquarell „Nächtliche Szene, Berlin“ von 1925 (69,3 x 98, 5 cm, EUR 300.000–400.000) sowie zwei umfangreiche Mappenwerke von Max Beckmann, die „Gesichter“ von 1919 (EUR 40.000/60.000) und die „Berliner Reise“ von 1922 (EUR 50.000/70.000). Weitere Werke aus der Leslie & Johanna Garfield Collection kommen in unserer Auktion „Moderne Kunst“ am 1. Dezember 2023 zum Aufruf – darüber hinaus wird es bei Grisebach im Februar 2024 eine Sonderauktion mit über 80 Werken aus dieser bedeutenden Grafiksammlung des deutschen Expressionismus geben.


Die kuratierte Abendauktion wartet auch mit einem stringenten und vielseitigen Angebot aus dem Bereich der Zeitgenössischen Kunst auf. In das imposante Ölgemälde „Ohne Titel“ von 2011 des dänischen Malers Per Kirkeby würde man am liebsten direkt hineinsteigen und sich auf ausführliche Expeditionen begeben in eine monumental abstrahierte Landschaft, die erkennen lässt, wie stark Kirkeby ein Leben lang von seinen grönländischen Erfahrungen geprägt worden ist (EUR 350.000/550.000). Ein geradezu ozeanisches Gefühl der Auflösung in der Weite des Horizonts stellt sich dagegen ein bei der Betrachtung von Günther Förgs eindrucksvollem Bleibild „Ohne Titel“ von 1990 (EUR 250.000/350.000). „Die schöne Hausfrau“ (1967) des im Juli diesen Jahres verstorbenen Konrad Klapheck zählt zu jener bedeutenden Werkgruppe der Wasserhähne und Duschen, in der der Künstler in der für ihn typischen narrativen Überhöhung der Szenerie ein persönliches, familiäres Verhältnis der Objekte untereinander imaginiert, das nicht nur von Sympathie und Antipathie geprägt ist, sondern in diesem Falle auch explizit sexuell aufgeladen ist (EUR 180.000/240.000).

Aus dem Jahr der Wiedervereinigung schließlich stammt A.R. Pencks „Soldato convenzionale“, mit dem er in seiner symbolträchtigen Bildsprache ein eindrucksvoll verdichtetes Werk realisiert, das nachdrücklich bezeugt, wie sehr es ihm wie kaum einem Zweiten gelang, die deutsch-deutsche Geschichte in eine bildliche Erzählung zu übersetzen (EUR 160.000/200.000).


Great Women Artists bei Grisebach – hochkarätige Werke etablierter internationaler Künstlerinnen sorgen vor allem im Bereich der Zeitgenössischen Kunst für Aufsehen: Das Gemälde „Ladder Rising“ der amerikanischen Malerin Alice Baber von 1965 war Teil ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland (EUR 20.000/30.000). Christa Dichgans Bilder „Puppe“ (EUR 15.000/20.000) und „Clown“ - beide aus dem Jahr 1969 - zeigen ein für die Künstlerin charakteristisches Sujet: Spielzeug. Die Installation „Andere Bedingung (Aggregatzustand 1)“ (EUR 40.000/60.000) und die Skulptur „Watch (Münz)“ (EUR 12.000/15.000), zwei für Alicja Kwade typische Arbeiten, formulieren Denkmodelle zu Fragen der physikalischen Gesetze von Raum und Zeit. Die Bronze der französischen Künstlerin Camille Henrot „Self Effacing Management Politics“ von 2016 stammt aus der Serie der “Desktop Series“ (EUR 35.000/45.000), während Rebecca Horns großformatige Papierarbeit „Himmelswurzeln“ von 2013 auf 30.000 bis 40.000 EUR geschätzt ist. Zwei Österreicherinnen und eine Schweizerin runden das vielseitige Angebot der zeitgenössischen Künstlerinnen ab: Martha Jungwirths großformatiges Aquarell „Ohne Titel“ von 2007 (EUR 30.000/40.000), Maria Lassnigs „Denkerin“ von 1981, ein typisches Selbstporträt (EUR 60.000/80.000), und schließlich Verena Loewensbergs virtuoses Gemälde „Ohne Titel“ von 1972 (EUR 40.000/60.000).


An der Spitze des Angebots der Auktion Kunst des 19. Jahrhunderts steht Philipp Otto Runges „Bildnis des Bruders Jakob Runge“ von April/Mai 1801, eine der letzten großformatigen Zeichnungen des Künstlers in Privatbesitz. Für den an Heimweh leidenden Runge ist vorliegendes Porträt ein besonders intimes und bedeutendes Bildmotiv - es ist das Bildnis seines Bruders Jakob (EUR 250.000/350.000). Mit „Alte Elbbrücke bei Meißen“ dürfen wir eine weitere Rarität von Caspar David Friedrich aus dem Künstlernachlass von Georg Friedrich Kersting anbieten: Es handelt sich hierbei um die einzig farbig gearbeitete Aquarellstudie dieses Bildmotivs und um ein besonders frühes Beispiel von Friedrichs Konzeptgedanken reduzierter Durchblicke (EUR 200.000/300.000). Ein weiteres Highlight ist Friedrich Nerlys frühe, spektakuläre Ölstudie auf Papier „Blick auf Ve-nedig im Abendlicht“, eine ikonische Ansicht der charakteristischen venezianischen Silhouette (EUR 100.000/150.000).


Insgesamt werden bei den Winterauktionen vom 30. November und 1. Dezember 549 Kunstwerke mit einem unteren Schätzpreis von insgesamt EUR 22 Millionen in vier Auktionen versteigert.


Die Vorbesichtigung aller Werke in Berlin an zwei Standorten in der Fasanenstraße (25 und 27) findet vom 22. bis 29. November statt. Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch“ wird noch bis zum 8. November in Zürich sowie vom 11. bis 15. November in New York und vom 22. bis 29. November in Berlin gezeigt.

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Berlin, 9. Oktober 2023: Eine Sensation: Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch von 1804“ wird am 30. November bei Grisebach versteigert – zum ersten Mal überhaupt erscheint eines seiner Skizzenbücher auf dem Markt

  • Schätzpreis 1 - 1,5 Millionen Euro
  • erstes Skizzenbuch des Künstlers, das überhaupt zum Verkauf steht
  • seit 200 Jahren in Familienbesitz
  • vergleichbare Objekte befinden sich in den Museen in Dresden und Oslo
  • Auktion bei Grisebach am 30. November, 18 Uhr

Caspar David Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch von 1804“ wird bei Grisebach der Öffentlichkeit vorgestellt – das erste Mal überhaupt, dass ein gebundenes Skizzenbuch des Künstlers auf den Auktionsmarkt kommt, eine Sensation! Es ist das letzte bekannte, bis heute in Privatbesitz befindliche gebundene Skizzenbuch-Exemplar Friedrichs. Von den ehemals insgesamt wohl 20 gebundenen Skizzenbüchern des Malers haben sich nur sechs erhalten - vier teilweise unvollständig gebundene Exemplare bewahrt das Nationalmuseum in Oslo auf, ein weiteres befindet sich im Kupferstichkabinett in Dresden. Entstanden in den für seine künstlerische Entwicklung wichtigsten Jahren zwischen 1802 und 1806, blättern sich vor dem Betrachter die zeichnerischen Eindrücke Friedrichs auf seinen Streifzügen in der Dresdner Umgebung auf. Vom 25. April bis zum 1. Juni 1804 ist es dieses Büchlein, das er immer wieder in die Taschen seines Reisemantels steckt. Das „Karlsruher Skizzenbuch“, so betitelt, weil es sich seit jeher in Karlsruher Privatbesitz befindet, ist schon zu Lebzeiten Friedrichs oder kurz danach in die Hände seines engen Künstlerfreundes und bedeutendsten Porträtisten Georg Friedrich  Kersting übergegangen, deren Nachfahren es über gut 200 Jahre bewahrt haben.


Die Zeichnung birgt den Ursprung eines Gedankens zum Bild. Dies trifft in besonderer Weise auf Caspar David Friedrich zu, dem „Erfinder der Symbollandschaft“ (Hans Joachim Neidhardt, Dresden). Als kompromissloser Erneuerer der deutschen Landschaftsmalerei ist Friedrich eine Schlüsselfigur des romantischen Aufbruchs in Europa, mit dem sich die Zeitenwende hin zur Moderne ankündigt, ja radikal manifestiert - wir erhalten intimste Einblicke in die Gedankenwelt eines suchenden Jahrhundertkünstlers auf dem Weg zum Bild. Woran heftet sich seine Aufmerksamkeit, welche Motive, was für Ausschnitte wählt er für sich aus? „Wir dürfen mit Friedrichs Augen sehen - neben einzelnen Bäumen und Baumgruppen finden sich wie mit dem Bleistift sezierte Baumstämme, zarteste Landschafts- und Dorfansichten, ferne Horizonte und weite Ebenen, genauestens studierte Schiffe, Wolken, Vögel im Flug“ (Anna Ahrens, Head of Department Kunst des 19. Jahrhunderts bei Grisebach).


Das „Karlsruher Skizzenbuch“ begleitete Friedrich ein Leben lang. Er nimmt es auch Jahre später immer wieder zur Hand und überführt daraus Motive in seine gemalten Bildwelten – u.a. die berühmte Eiche der Skizzenbuchseite 9 findet Verwendung in drei seiner Hauptwerke: Im Vordergrund links des Frühwerks „Hünengrab im Schnee“ (1806/7; Staatliche Kunstsammlungen Dresden), rechts der Ruine der „Abtei im Eichwald“, (1809/10; Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie), sowie dem (im Krieg zerstörten) Großformat „Klosterfriedhof im Schnee“ aus dem Jahr 1817/19, in dem Friedrich den Baum ebenfalls im Vordergrund rechts als Bildprotagonist einsetzt. Wir haben also ein Objekt vor uns, das in seiner werkgenetischen Bedeutung wohl kaum zu überschätzen ist.


Dr. Christina Grummt, Werkverzeichnisautorin für das Œuvre der Handzeichnungen von Caspar David Friedrich:
„Das ‚Karlsruher Skizzenbuch von 1804‘ - ein Meilenstein in Friedrichs zeichnerischem Werk - wird die Forschungen um den berühmtesten deutschen Romantiker deutlich beflügeln und bereichern.“


Daniel von Schacky, Geschäftsführer und Partner von Grisebach:
„Dieses kleine Büchlein ist voller Magie. Eine Offenbarung. Vom ersten Moment an spürt man seine Einzigartigkeit. Dass wir bei Grisebach ein Objekt dieser Seltenheit, Museumsqualität und außergewöhnlichen Provenienz anbieten dürfen ist eine große Ehre und wird bei Privatsammlern und Institutionen zugleich auf Begeisterung stoßen.“

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Berlin, 6. Juni 2023: Starkes Interesse für die Nachkriegs- und Zeitgenössische Kunst bei Grisebach – Die Ergebnisse der Sommerauktionen in Berlin

Das teuerste Los der Auktion „Ausgewählte Werke“ kommt aus dem Bereich der modernen Kunst: August Mackes idyllische Szene „Mann auf Bank“ von 1913 ging zu einem Spitzenpreis von 1.125.000 EUR in eine norddeutsche Privatsammlung.  Die expressionistischen „Sonnenflecken” von Max Pechstein wechselten für 500.000 EUR in eine süddeutsche Privatsammlung, während Max Beckmanns Gemälde - die kleinformatige Komposition „Hängematte“ - für reges Interesse aus dem In- und Ausland sorgte und von einem Bieter aus Süddeutschland erkämpft werden konnte (400.000 EUR). Lovis Corinths erotische „Maske im weißen Kleid“, ein Porträt seiner späteren Ehefrau Charlotte ging für 312.500 EUR in eine Berliner Privatsammlung.

Auffallend stark war das Interesse an Spitzenwerken aus dem Bereich Nachkriegs- und der Zeitgenössischen Kunst: ein hervorragendes Ergebnis konnte etwa mit den 550.000 EUR für Günther Förgs eindrucksvolle, 12-teilige Bleiarbeit „Ohne Titel“ von 1987 erzielt werden, die nach einem längeren Bietgefecht einem deutschen Sammler zugeschlagen wurde. Hans Hartungs herausragendes Werk „T 1985 – H 34“ von 1985 erfreute sich großer Beliebtheit und verdoppelte mit 287.500 EUR die untere Schätzung (Privatsammlung, Schweiz). Wertsteigerungen gab es auch für das charakteristische Gemälde „Gegen Abend I (Towards Evening I)“ von Per Kirkeby, welches für 275.000 EUR in eine süddeutsche Privatsammlung wechselte. Für Aufsehen sorgten die 237.500 EUR für Anselm Kiefers Collage „Jakobsleiter“ von 2003 (Privatsammlung, Norddeutschland) und die 193.750 EUR für Imi Knoebels Gemälde „Ohne Titel“ von 1984 – beide Werke verdoppelten die untere Schätzung. Gerhard Richters „War Cut II“ erzielte mit den 187.500 EUR einen Höchstpreis für die Vorzugsausgabe des Künstlerbuchs (Privatsammlung, Hessen). Diese Erfolgswelle zeigt, wie stark das Interesse und der Käufermarkt in der Nachkriegs- und Zeitgenössischen Kunst derzeit sind.

Einen erfolgreichen Auftakt bildete bereits die Versteigerung der Kunst des 19. Jahrhunderts:

Besonders erfreulich war das rege Bietinteresse von öffentlichen Institutionen in dieser Auktion – elf aus der Folge von insgesamt vierzehn floralen Scherenschnitten von Philipp Otto Runge konnten von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erworben werden.

Auf immenses Interesse stieß auch das berühmte Porträt der „schönen Münchnerin“ Helene Sedlmayr von Joseph Karl Stieler. Es ging zum Rekordpreis von 237.500 EUR an die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, München, die das Bild mit der Absicht erworben hat, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und auszustellen (Schätzpreis EUR 80.000/120.000). Und auch das eindringliche, großformatige „Bildnis eines hessischen Bauernmädchens“ von Carl Bantzer vervielfachte seine Schätzung (EUR 35.000/45.000) und wurde für 118.750 EUR dem Frankfurter Städel Museum zugeschlagen.

Daniel von Schacky, Sprecher der Geschäftsführung und Partner:

„Ich freue mich über den starken Zuspruch im Bereich der Zeitgenössischen Kunst, er zeigt, das wir hier auf dem richtigen Weg sind und in Zukunft noch mehr Gewicht auf dieses Segment legen können.“

Der Umsatz für die erste Jahreshälfte beträgt 18 Millionen Euro.

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Berlin, 10. Mai 2023: Kraftvolle Akkorde – die Highlights der Sommerauktionen 2023 bei Grisebach

Wenn das Auge auch hören könnte, es wäre der satte Klang einer Trompete. Zu sehen ist sie auf dem Meisterwerk, das an der Spitze des Angebots der diesjährigen Sommerauktionen steht: Lyonel Feiningers „Trompetenbläser im Dorf” von 1915. Das vielschichtige und farbstark vibrierende Gemälde stammt aus dem Nachlass des Künstlers und ist zweifellos ein Gemälde von erstrangiger Museumsqualität (EUR 2.000.000/3.000.000). 

Weitere Glanzstücke der Auktion „Ausgewählte Werke” kommen aus dem Kreis des „Blauen Reiters”: August Mackes idyllische Szene „Mann auf Bank” von 1913 besticht durch den malerischen Einsatz des Lichts innerhalb einer reduzierten Farbpalette - ein Gemälde, in dem die Eigenwertigkeit der Farbe bei Macke eine neue Qualität und Strahlkraft erreicht (EUR 900.000/1.200.000). Das zu derselben Zeit entstandene Temperabild „Blaue Kuh” von Franz Marc rückt das titelgebende Tier als kraftvolles, ehrfurchtgebietendes Lebewesen ganz ins Bildzentrum, umgesetzt in der für Franz Marc so typischen Farbsymbolik von Blau, Gelb und Rot (EUR 700.000/900.000).

Die expressionistischen „Sonnenflecken” von Max Pechstein zeigen eine von Poesie und Stille geprägte magische Abendstimmung, gemalt 1922 in Leba, einem Lieblingsort Pechsteins (EUR 400.000/600.000). Max Beckmanns kleinformatige und avancierte Komposition „Hängematte” von 1942 dagegen erscheint in ihrer Spannung und Flächenbetonung überraschend monumental (EUR 300.000/400.000). Lovis Corinths „Maske im weißen Kleid” (Charlotte Berend) von 1902 stammt aus der wichtigen Schaffensphase des Künstlers und zeigt die 21-jährige Charlotte Berend, die spätere Frau des Künstlers, im Zauber des aufregenden Anfangs ihrer lebenslangen Liebe (EUR 250.000/350.000). Ein Spitzenwerk aus der Spätphase von Hans Hartungs Schaffen kommt mit „T 1985 - H 34”. von 1985 zum Aufruf – eine dynamische Komposition, in der starke Kontraste aufeinandertreffen (EUR 120.000/150.000).

Auch die Zeitgenössische Kunst sorgt für Aufsehen in der Auktion „Ausgewählte Werke”: Die eindrucksvolle 12-teilige Bleiarbeit „Ohne Titel” von 1987 eines der wohl vielseitigsten Künstlers der Gegenwartskunst, Günther Förg, wird erstmals auf einer Auktion angeboten (EUR 300.000/400.000) – eine vergleichbare 10-teilige Bleiarbeit befindet sich im Museum of Modern Art in San Francisco. Der amerikanische Künstler Sol LeWitt hat den Begriff der Concept Art geprägt und als Vertreter der Minimal Art eine Verbindung beider Kunsttendenzen geschaffen. Die ikonische Skulptur „Pyramid” von 1996 ist ein herausragendes Werk des Künstlers (EUR 200.000/300.000). Das Gemälde „Gegen Abend I (Towards Evening I)” von Per Kirkeby von 1984 ist ein für den Künstler charakteristisches Gemälde, in welchem er mit starker Geste das Erleben der Natur zur Darstellung bringt (EUR 200.000/300.000). Die Spannung zwischen System und Anarchie dagegen, von dem das gesamte Werk A.R. Pencks lebt, ist in dem großformatigen Signalbild „Stadt der Konflikte” eindrucksvoll auf den Höhepunkt gebracht (EUR 160.000/200.000). Eine in ihrem Reiz kaum zu überschätzende Entdeckung der Auktion „Kunst des 19. Jahrhunderts” ist eine Folge von gleich 14 floralen Scherenschnitten von Philipp Otto Runge aus dem Nachlass der Hamburger Künstlerfamilie von Erwin und Otto Speckter (je zwischen EUR 20.000/35.000). „Die schönsten Franzosen kommen…” - gerne nach Berlin: Meisterwerke von Camille Corot, Théodore Rousseau, Théodore Gudin und den frühen französischen Pleinairmalern präsentieren eindrucksvoll die Wegbereiter des Impressionismus. Ein Gemälde wird vor allem in München die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Joseph Karl Stielers „Helene Sedlmayr” von 1831/34 ist eine bis dato unbekannte zweite Fassung des berühmten Porträts aus der Schönheitengalerie im Schloss Nymphenburg und war wohl ein Geschenk von König Ludwig I an Helene Sedlmayr (EUR 80.000/120.000).

Insgesamt werden bei den Sommerauktionen am 1. und 2. Juni 552 Kunstwerke mit einem mittleren Schätzpreis von insgesamt EUR 19,9 Millionen in vier Auktionen versteigert. Dies entspricht einem Plus von 15% gegenüber dem Vorjahreswert.

Die Vorbesichtigung aller Werke in Berlin an drei Standorten in der Fasanenstraße (25, 27, 73) findet vom 24. bis 31. Mai statt.

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Gallery Weekend Berlin 2023: Philipp Keel bei Grisebach

Grisebach freut sich, anlässlich des Gallery Weekends Berlin 2023 mit der Ausstellung Coincidences neue Werke von Philipp Keel, des Künstlers, Autors und Verlegers von Diogenes, zu zeigen.

Wenn ihm ein Motiv begegnet, meist an einem unscheinbaren Ort, lässt es ihn nicht mehr los. Dann möchte er es festhalten und sich bereits vorstellen, was später daraus wird. Diese scheinbar zufälligen Momente sind es, die Philipp Keels Werk schon immer bestimmt haben. Seine Neugier und Verspieltheit,

aber auch seine Ungeduld haben dazu geführt, dass er sich in verschiedenen Techniken ausdrückt und sich dabei oft mit ähnlichen Sujets auseinandersetzt. Eine Tasse Grüntee, der Blick aufs Tyrrhenische Meer bei Monte Argentario, Blumen in einer Vase, eine Brille auf der Couch, ein kleiner Fisch gefüllt

mit Sojasauce und immer wieder Palmen, ohne die man sich sein OEuvre kaum vorstellen kann. Seine jüngsten Arbeiten kommen direkt aus dem Studio zu Grisebach. Es sind Ölbilder, Fotografien, Aquarelle, Zeichnungen und Skulpturen, an einigen davon hat Keel noch bis vor Kurzem gearbeitet.

„Es ist beinahe eine Obsession, dass ich ständig Dinge und Orte beobachte, die etwas von mir fordern, als wollten sie mir etwas sagen und ich hätte etwas zu verstehen. Wenn es passiert, vergesse ich, was um mich herum geschieht. Selbst dann, wenn etwas oder jemand auf mich wartet. Ich stelle mir dann vor, wie es wäre, dieses Bild einem Freund zeigen zu können.“

Mit seinem kompromisslosen Anspruch versucht Keel, sich einer Wahrheit hinter den Dingen zu nähern, und manchmal scheint es, als würde er sich mit einer Mischung aus Melancholie und Ironie davor retten, diese Suche jemals aufgeben zu müssen. Die inszenierte Provokation, die unbedingte Herausforderung standen für ihn nie im Vordergrund. Selbst wenn er sich an gesellschaftskritische oder umweltethische Arbeiten wie Rocket Bouquet, 2022. und Soy Fish, 2022. wagt, sind sie geheimnisvoll und ästhetisch.

„Fasziniert von all dem, was uns im Nebensächlichen anzieht, sehnt sich der Künstler nach Menschen, Erlebnissen und Beobachtungen, denn ohne sie wäre er hoffnungslos verloren.“

Die Ausstellung Coincidences ist ein romantischer Irrgarten, in dem man sich verlieren möchte, ein Heimweh nach einer Zeit, die weniger kompliziert war, die einen herausforderte, ohne etwas zu verlangen. In ihrer liebevollen Strenge sind Philipp Keels Arbeiten wie ein sich immer wieder neu zusammensetzendes Kaleidoskop. Wir müssen nicht zurückkehren, die Orte sind längst in uns geborgen.

Philipp Keel studierte am Berklee College of Music in Boston und an der Hochschule für Film und Fernsehen in München, bevor er in den USA zwanzig Jahre in verschiedenen künstlerischen Disziplinen arbeitete. Seine Fotografien, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Siebdrucke wurden seitdem in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt und sind in führenden Sammlungen vertreten. Mit den Bestsellern All About Me und All About Us (Random House, 1998/2000), dem Fotoband Color (Steidl, 2004) und der Buchreihe Keel’s Simple Diary (TASCHEN, 2009/2011) wurde er weltweit bekannt. Die Villa Flor in S-chanf und die Galerie Apalazzo in Brescia stellten seine Arbeiten zu State of Mind (Nieves, 2014) aus. Seine Fotografien wurden bei Camera Work in Berlin und mit Splash (Steidl, 2015), Last Summer (Steidl, 2021) und 2022/23 mit In Other Words in der Bildhalle in Zürich gezeigt. Mit Diogenes Entertainment begleitet er als Produzent internationale Film- und Fernsehprojekte. 2022 erhielt Philipp Keel für seine Arbeit als Verleger den ›Premio Enrico Filippini‹. Er lebt und arbeitet in Zürich.

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Berlin, 1. Februar 2023: Ausstellung Neven Allgeier – world so crazy can‘t be real

Gemeinsam mit Gastkuratorin Asta von Mandelsloh freut sich Grisebach, ab dem 10. Februar die Ausstellung Neven Allgeier –  world so crazy can’t be real in unserer Düsseldorfer Repräsentanz zu zeigen.


Allgeiers erste Einzelausstellung versammelt eine Auswahl an Fotografien aus seiner zweiten Publikation „Fading Temples“ (2022, Distanz Verlag). Es sind Bilder einer Gegenwart, die von Vergänglichkeit, von jugendlichen Subkulturen, von Leere und Verfall erzählen. Seine Porträts sind reich an gegenwärtigen ästhetischen Codes, ob hinsichtlich der fotografischen Stilmittel oder der modischen Trends. Als Kind der Neunziger wuchs Allgeier in einer Welt auf, in der Kinder ihre Tamagotchis fütterten, Boybands die Charts erklommen und neonfarbenes Augen-Make-up in Mode war. Die jungen Menschen in seinen Bildern machen sich diese Elemente wieder zu eigen. Jedoch betrachten die Porträtierten in ihrer Abgeklärtheit die Verheißungen der Jahrtausendwende eher als verlorene Utopien.


In Allgeiers Fotoserie paart sich eine verklärte Sehnsucht nach dieser Zeit, in der „Wetter noch nicht Klima war”, mit Natur und städtischer Kulisse, an deren Goldschimmer der Verfall kratzt. Eine über dem Vergnügungspark „Excalibur City“ schwebende Weltkugel mit der Losung The world is yours verliert an Lack und Farbe. Andere Aufnahmen zeigen ertrinkende Gänseblümchen, schmelzende Eisblöcke auf schwarzem Lavastrand, von Gespinsten befallene Bäume am Rhein. Man kann Natur nicht länger nur ästhetisch genießen, stellt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich in „Fading Temples“ fest. Nur langsam erwacht die Welt aus dem Märchen, das wohl in den Neunzigern seinen Höhepunkt erreicht hat. In Allgeiers zeitgenössischer Bildsprache fällt es dystopisch glitzernd in sich zusammen – so schrecklich ‚schön‘ kann das Ende der Welt sein.
Asta von Mandelsloh

Neven Allgeier (*1986) lebt zwischen Frankfurt/Main und Wien. Zuletzt publizierte er zwei Fotobücher beim Distanz Verlag. „Porträts“ (2021) bildet eine neue Generation von Künstler*innen ab, unter ihnen sind Studierende der Klasse Gursky an der Kunstakademie Düsseldorf. Das zweite Fotobuch „Fading Temples“ (2022) bringt Porträts mit Environments zusammen und bildet die Vorlage für seine Einzelausstellung „world so crazy can’t be real“. Allgeiers Arbeiten erscheinen regelmäßig in Medien wie SPIKE, Art Quarterly, i-D Magazine und dem ZEIT Magazin und wurden u. a. in dem Museum Angewandte Kunst Frankfurt und dem Bonner Kunstverein ausgestellt.

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